Seit Sommer 2014 gibt es die Domain-Endung .hamburg. Im Alltag begegnen einem die neuen Domainendungen, die es auch für andere Städte und Regionen sowie bestimmte Gewerbebereiche gibt, nach wie vor aber eher selten. Auch Dirk Krischenowski, der .hamburg-Geschäftsführer, sieht noch Nachholbedarf bei der Bekanntheit. Wie viele Adressen die Hamburger dennoch schon registriert haben und wohin die Reise gehen könnte, verrät er mir im Interview.
Die Domain-Endung .hamburg gibt es nun seit ca. vier Jahren. Wie viele Domains wurden mittlerweile registriert und inwiefern erfüllt diese Zahl die Erwartungen?
Die Hamburger haben unter .hamburg gut 24.000 Internetadressen registriert, das ist eine ganze Menge. Wir haben damit eine stabile Basis erreicht, die auch in etwa den Erwartungen entspricht. Bei knapp 100.000 Betrieben in Hamburg haben wir damit außerdem eine Durchdringung von fast einem Viertel, das ist auch sehr gut. Hamburger sind ihren neuen Internetadressen zudem enorm treu, stärker als in jeder anderen Stadt weltweit, die auch eine eigene Endung hat, zum Beispiel New York (.nyc) oder London (.london).
Sie sprechen von einer Durchdringung von rund einem Viertel bei Unternehmen. Privatleute interessieren sich demnach eher weniger für die lokalen Adressen?
Die Vorteile und der Nutzen einer .hamburg Adresse, zum Beispiel beim Ranking in Suchmaschinen und in der Kommunikation, zeigen sich natürlich besonders für Geschäftsleute. So kommt es, dass über 80 Prozent aller .hamburg Adressen von Unternehmern registriert sind.
Welche Zielzahlen schweben Ihnen für die nächsten vier bis sechs Jahre vor?
Wir wünschen uns natürlich, dass die Zahl der registrierten Adressen weiter steigt. Das ist aber nicht das alleinige Erfolgskriterium. Viel wichtiger ist, dass die .hamburg-Internetadressen auch tatsächlich genutzt werden und in der Öffentlichkeit und der Werbung zu sehen sind. Zu den sichtbarsten und meistgenutzten Adressen zählen www.stadtreinigung.hamburg und www.sauberes.hamburg sowie www.kiekmo.hamburg (von der Haspa), www.polizei.hamburg, www.rockantenne.hamburg und www.hsv-arena.hamburg.
Täuscht der Eindruck oder wissen viele noch immer nicht, dass es lokale Top-Level-Domains gibt? Einige Internetnutzer geben doch sicher allein aus Gewohnheit hinten dran noch ein .de ein?
Die Bekanntheit von .hamburg ist in den vergangenen vier Jahren natürlich gestiegen, nicht zuletzt durch sichtbare Internetadressen in der Öffentlichkeit. Aber ganz ehrlich: Da geht noch was! Das ist allerdings auch kein Wunder: Über 25 Jahre lang haben die Leute nur .de und .com vorgesetzt bekommen, da brauchen sie schon eine Weile, um sich an .hamburg zu gewöhnen.
Zugegeben, .pinneberg wäre noch länger, aber .hamburg ist ja schon nicht gerade kurz und allein deshalb schon ungewohnt oder? Es ist ja auch .de und nicht .deutschland.
Wäre die Kürze der wichtigste Faktor, dann wäre auch .hh gut gewesen. Das hat die Internet-Behörde ICANN aber nicht erlaubt, weil es theoretisch ja mal ein Land geben könnte, das die .hh-Endung möchte. Die in Kalifornien ansässige ICANN hat das schon in den 1980er Jahren so entschieden, bei den Internet-Endungen aber hauptsächlich an einen technische Identifikator gedacht und nicht an diejenigen, die die Endung nutzen wollen – also Bürger, Unternehmen und Städte.
Andererseits geht es bei den Städte-Endungen aber auch viel um Identifikation – und hierbei ist es genau wie mit den eigenen Namen: Sie würden nicht gerne AG heißen und ich identifiziere mich nicht gerne mit DK. Außerdem tippt man in Suchmaschinen ja auch eher den ganzen Namen ein – beispielsweise „maler hamburg“, da spielt die Länge keine Rolle. Suchmaschinen lieben übrigens solche regionalen Endungen wie .hamburg, weil über 75 Prozent aller Suchanfragen mit einem lokalen Suchwort wie „hamburg“ eingegeben werden. Eine .hamburg Internetadresse ist hier gegenüber .de oder .com deutlich im Vorteil.
Gibt es Beispiele für .hamburg-Domains, wo Sie den Einsatz der Endung für besonders gelungen halten?
Was lokal ist, passt perfekt in der Kommunikation – von Unternehmen über Kampagnen bis hin zum Verein. Beispiel für selbstsprechende Internetadressen sind www.s-bahn.hamburg, www.hausgeburt.hamburg, www.deinegeest.hamburg und www.brecht-schule.hamburg.
Warum sind .hamburg-Domains eigentlich teurer als .de-Domains? Ist das nicht für viele ein Ausschlusskriterium?
Wir betreiben .hamburg genauso sicher und stabil wie .de mit 16 Millionen Internetadressen – und haben dabei die gleiche technische Infrastruktur mit Servern auf der ganzen Welt. Das sind natürlich Kosten, die sich auf den Preis einer .hamburg Adresse auswirken, denn Sicherheit steht für uns an oberster Stelle.
Wer für sein Geschäft eine Webadresse benötigt, für den spielt weniger der Preis als die Passgenauigkeit der Adresse einen Rolle. Stellen Sie sich vor, jemand macht für Hamburger und Besucher der Stadt Hamburg einen Onlineshop für Fischerhemden auf – da passt doch www.fischerhemd.hamburg wesentlich besser als www.fischerhemden-online.de. Die .hamburg Adresse bietet hier eine intuitive Orientierung, worum es auf der Webseite geht.
Wenn wir uns irgendwann an .hamburg gewöhnt haben, kommen dann auch .barmbek, .wilhelmsburg und .altona?
Möglich wäre es – so in zwei, drei Jahren. Altona hat ja sogar mehr Einwohner als Kiel. Ob sich dann eine Initiative zusammenfindet, die das Projekt umsetzen will, werden wir sehen. Auf jeden Fall wäre das eine Bereicherung für Hamburg und den jeweiligen Stadtteil. Bis dahin wird vielleicht auch kaum noch einer eine .de oder .com haben wollen, das wäre ganz in unserem Sinne.
Bild:.hamburg-Geschäftsführer Dirk Krischenowski, Foto (c) Thomas Rosenthal
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