Europa in Hamburg. Hamburg in Europa. Und auf Kampnagel.

Fotos: Ingo Henning, Inga Zimmermann, ZeitStiftung
Debatte

Verschiedene Themen bewegen derzeit Deutschland. Vielleicht ist es an erster Stelle die Regierungsbildung, die nach Koalitionsgesprächen beginnen kann. Vielleicht ist es das Wetter – über das Wetter kann man doch immer und überall und mit jedem reden, oder? Vielleicht ist es aber auch Europa. Richtig, verstanden: Europa ist auch Thema in Hamburg. Naja, und Hamburg liegt in Europa, mag ein Besserwisser jetzt denken…

Ganz konkreter Anlass für diesen Gedanken ist das Ende dieser Woche stattfindende EuropaCamp der ZEIT-Stiftung, welches auf Kampnagel stattfindet (Ihr könnt euch noch spontan anmelden!). Hier steht Europa im Fokus: Wie geht es politisch weiter in Europa? Verschiedene Veranstaltungsformate wie Vorträge, Theaterstücke sowie Workshops und Podiumsdiskussionen werden am Freitag, 2.2.18, und am Samstag, 3.2.18, stattfinden.

Europa in Hamburg

Doch fragen wir uns zuerst: Wann begegnet uns Hamburgerinnen und Hamburger das Thema Europa? Einige mögen sofort an das bekannte Beispiel des Regulierungcharakters der Europäischen Union denken, die zum Beispiel Vorgaben für die Größe einer Banane macht (EG -Verordnung Nr. 2257/94 vom 16. September 1994: „Die Länge muß mindestens 14 cm und die Dicke mindestens 27 mm betragen.“). Bananen essen wir hier sicherlich öfters, aber denken wir dann immer direkt an Europa? Ich tue dies jedenfalls nicht.

Europa in Hamburg begegnet einem – zumindest im Namen – in der Europa Passage und die lässt sich schwer übersehen. Aber warum heißt die Europa Passage eigentlich so und was hat sie mit Europa zu tun? Ich habe mich dies selbst nie gefragt, muss ich zugeben. Ich wusste nur, dass die Passage noch recht neu ist, denn sie wurde erst 2006 eröffnet. Zuvor hatte dort das Europahaus gestanden, welches dem Bau der Passage hat weichen müssen.  Dieser Abriss des denkmalwürdigen Gebäudes war damals nicht unumstritten, wie taz, ZeitOnline oder das Abendblatt in den letzten Jahren berichteten. Hamburg saniere seine Geschichte weg, hieß es – um den heutigen Einkaufsparadies zu weichen. Das Bildarchiv Hamburg zeigt Bilder des damaligen Abrisses des Europahauses.

Wer mehr über Europa oder besser gesagt die Europäische Union erfahren möchte, kann auch hier in Hamburg fündig werden und muss nicht erst nach Brüssel oder Straßburg reisen. Der europe direct Info-Point Europa ist unweit des Rathauses in der Innenstadt zu finden und die beste Anlaufstelle, wenn man eine erste Beratung sucht oder aber „Europa“ als politisches Gefüge verstehen möchte. Getragen wird dieser Infopoint übrigens von der Europa-Union Hamburg, eine europäische Bürgerinitiative, die sich auch in anderen deutschen Städten finden lässt. Die finanziellen Mittel kommen direkt von der Europäischen Kommission, der Stadt Hamburg (Senat) sowie der Handelskammer Hamburg.

Pulse-of-Europe Demonstration, Sommer 2017

Und wo treffen wir Europa sonst so in Hamburg? Bei einer Pulse of Europe-Veranstaltung. Oder im wissenschaftlichen Bereich gibt es u.a. das Europa-Kolleg Hamburg, welches sich auf die Integrationsforschung und Europawissenschaften konzentriert und sich ebenfalls in die Lehre (Studium) mit einbringt. Ebenfalls gibt es das TürkeiEuropaZentrum (TEZ), welches sich in seiner Arbeit auf die Beziehungen zwischen Europa und der Türkei sowie einen Austausch konzentriert – ganz, wie es der Name schon sagt, und die Türkei in Deutschland (wissenschaftlich) besser verstehen lassen möchte. Auch das Zentrum für EUropäische Friedens- und Sicherheitsstudien (ZEUS), welches sich als ein Arbeitsbereich des Institutes für Friedensforschung und Sicherheitspolitik aufstellt, nähert sich wissenschaftlich dem Wirken der EU-Organe sowie den Akteuren aus friedenspolitischer Perspektive./

Wie jedes Jahr findet auch 2018 in Hamburg anlässlich der Europatage am 5. (Gründung des Europarates) und 9. Mai (Rede Robert Schumans, die den Weg zur Montanunion ebnete) die Europawoche unter dem Motto „Hamburg – ganz Europa in einer Stadt“ statt. Es wird Veranstaltungen rund um das Thema geben, ganz ähnlich der kommenden Veranstaltung auf Kampnagel.

Hamburg in Europa

Auch unsere Hansestadt hat eine eigene Vertretung in Brüssel, wo sich vor allem mit dem Europaparlament und der Europäischen Kommission das Geschehen der Europäischen Union befindet. Lobbyarbeit betreibt beispielsweise ebenfalls die Vertretung Nord der Industrie- und Handelskammern. Das Hanse-Office, die gemeinsame Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein bei der Europäischen Union vertritt nicht nur hiesigen Interessen, sondern veröffentlicht regelmäßig die HansEUmschau, welche im Newsletterformat über europäische Themen für Hamburgerinnen und Hamburger berichtet.

Das EuropaCamp am 2./3.2.

Im Vorfeld der Veranstaltung fragte die ZeitStiftung Hamburgerinnen und Hamburger nach ihrer Meinung zu Europa. 47% der Befragten machen sich sorgen über die aktuelle Situation der Europäischen Union, ganze 86% sehen Vorteile in der EU. Auch das Interesse an der europäischen Politik sei sehr hoch (56% stark, 21% sehr stark).

Das zweitägige Programm klingt vielversprechend und abwechslungsreich: Mit Planspielen und Visions-Workshops werden Zukunftsvisionen zwischen Datenschutz und Überwachung sowie der EU als europäischer Zweck-EU erarbeitet. In Vorträgen und Diskussionsformaten sollen das Thema der europäischen Zukunft aus allen möglichen Perspektiven mit dem Publikum erörtert werden: Politikverdrossenheit, Sicherheit, Schutz, Populismus, EU-Nachbarländer, Wirtschaft, Migration, Terrorismus, Grenzsicherung. Filmvorführungen („Als Paul über das Meer kam“ von Jakob Preuss) und Lesungen („Die Getriebenen“ von Robin Alexander) krönen das Programm.

Die geladenen Gäste, die einzelnen Veranstaltungen beiwohnen werden, klingen ebenfalls dahingehend vielversprechend, teils „hochkarätig“, so dass die Diskussion des Themas Europas Relevanz hat und sie mit diesen Beiträgen spannend wird. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel wird zum Beispiel die erste Paneldiskussion am Freitag um 12:30 Uhr eröffnen. Es kommen aber auch Jan Böhmermann, Melanie Amann, Almut Möller, Frank Decker, Olaf Scholz, Robert Menasse, Johnny Haeusler, Lisa Sophie Laurent und Rob Bubble oder Cem Özdemir.

Mediacredit: ZeitStiftung

Wir haben uns angemeldet für das EuropCamp und möchten zu zwei möglichst viele Veranstaltungen besuchen und mitdiskutieren. Dabei werden wir möglichst auch davon berichten, was wir erleben. Wir stellen uns im Vorfeld unseres Besuches diese Fragen:

  • EuropaCamp, kann man da auch „campen“?
  • Was ist mit Hamburg in Europa und Europa in Hamburg?
  • Denk ich an Europa, fällt mir #zuhause ein. Geht es nur mir so? (Geht auch auf die Website der Veranstaltung und steuert eure Gedanken dazu bei.)
  • Europa, was bringt die Zukunft?
Über

“Wenn Deutschland, dann Hamburg.” Am liebsten zumindest. Auch wenn es gerade nicht Deutschland ist, Hamburg ist das Zuhause im Herzen. Hier bei Elbmelancholie kann Inga über ihre Erlebnisse in der Hansestadt Hamburg und Gedanken zu den hiesigen Geschehnissen berichten. Stellvertretende Redaktionsleiterin von Elbmelancholie

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