Wie sich der Fluglärm in Hamburg entwickelt

Bild: Andreas Grieß
Debatte

Der Hamburger Flughafen meldete für das zurückliegende Jahr neue Passagier-Rekorde. Gleichsam starten und landen weniger Flugzeuge am Airport als vor einigen Jahren, da größere Flugzeuge eingesetzt werden. Was bedeutet das in Sachen Fluglärm, wollte der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch von der Linken wissen. Die Antwort auf eine Kleine Anfrage des Politikers gibt Anhaltspunkte.

So betrug 2016 das Gebiet, in dem der wesentliche Fluglärm auftrat, rund 13.960 Quadratmeter. 2007 war es 13.900 Quadratmeter und damit minimal weniger. 2016 trugen 88.941 Flugbewegungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten dazu bei, 2007 waren es deren 93.912. Allerdings muss festgestellt werden, dass 2007 der zweithöchste Stand in den zurückliegenden 14 Jahren, für die Daten vorliegen, erreicht wurde. Vor allem 2005 und eher war der sogenannte „Fluglärmteppich“ deutlich geringer. Zwischen 2007 und 2016 schwankte er leicht.

Der Senat lässt dazu wissen: „Zu berücksichtigen ist, dass die Zahl der Passagiere zwischen 2003 und 2016 insgesamt um 70 Prozent, die Zahl der Flugbewegungen allerdings nur um knapp 8 Prozent gestiegen ist. Dies belegt eine deutliche Effizienzsteigerung des Luftverkehrs.“ Außerdem heißt es in der Antwort: „Seit 2006 ist die Anzahl der Bewegungen mit Flugzeugen der besonders lauten Lärmklassen 6 und 7 um über 90 Prozent zurückgegangen.“ Tatsächlich machten die jedoch ohnehin nur einen Bruchteil aus.

Der absolute Löwenanteil geht auf Flugzeuge der Lärmklassen 3 und 4 zurück. Darunter fallen zum Beispiel der Airbus A319 (Klasse 3) und der A320 (Klasse 4). Beides sind typische Flugzeuge, wie sie bei Eurowings bzw. Germanwings zum Einsatz kommen. Die Lufthansa-Tochter ist für etwa ein Viertel der Flugbewegungen am Hamburger Flughafen verantwortlich. Das Unternehmen stellt übrigens seit 2014 den größten Anteil, zuvor war es die Lufthansa mit in der Spitze fast 40%, die einen Großteil ihrer Verbindungen jedoch an ihr Tochterunternehmen abgetreten hat. Aktuell verantwortet sie noch 15,9% der Flugbewegungen (mit ihrer Tochter zusammen also weiter rund 40%). Air Berlin kommt dahinter auf 12,4%.

Auch Lufthansa und Air Berlin fliegen mit Flugzeugen der genannten Klasse. So verwundert es nicht, dass rund 80 Prozent der Flugbewegungen am Hamburger Flughafen auf die Lärmklassen 3 und 4 fallen. Seit 2006 ist dieser Anteil um 25 Prozent gestiegen. Kleinere, leisere Flugzeuge wurden seltener.

Ein großer Streitpunkt sind nach wie vor insbesondere Nachtflüge. In Hamburg sind Starts und Landungen nach 23 Uhr bis 24 Uhr in Ausnahmen möglich –etwa weil die Flugzeuge verspätet sind. Solche Ausnahmen gab es 2016 ganze 806 Mal. Das sind mehr als 100 mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit 2010 (941). Nur an 90 Tagen gab es im zurückliegenden Jahr keine Flugbewegung im Linien- bzw. Tourismus-Flugverkehr zwischen 23 und 24 Uhr. Hinzu kamen 6.282 Flugbewegungen zwischen 22 und 23 Uhr. In den vorliegenden Daten seit 2003 gab es keinen höheren Stand. Die Flugbewegungen zwischen 6 und 7 Uhr in der Früh gingen jedoch von 8.009 in 2015 auf 7.410 und damit das Niveau von 2014 zurück.

Das Thema wird die Menschen wohl so lange beschäftigen, solange es einen Flughafen gibt. Wie sehr der Fluglärm die Hamburger bewegt, merkt man jedes Jahr im Herbst, wenn die reguläre Landebahn renoviert wird und andere Stadtteile täglich die Starts und Landungen erleben. Allein die Suchanfragen zu den Einflugschneisen, über die Leser dann auf unsere Artikel zum Thema stoßen, steigen explosionsartig an.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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