Mit 86:87 verlieren die Hamburg Towers am Freitagabend ihr Heimspiel gegen den Tabellendritten, die Kirchheim Knights. Hamburgs Basketballer bleiben damit auf Platz Zehn und somit im Niemandsland der Tabelle stecken. Gelang es den Hamburg Towers vergangene Woche in Essen noch, in den Schlusssekunden das Spiel für sich zu entscheiden, gaben die Hamburger am Freitagabend daheim gegen Kirchheim in just jenen letzten Sekunden wie zuletzt bereits gegen Nürnberg die Partie aus der Hand. Letztlich gelang es den Towers trotz guter Reboundarbeit und stellenweise gutem Passspiel nicht, rechtzeitig den berühmten Sack zu zumachen.
Nach dem Last-Minute-Sieg in Essen sollten am Freitagabend auch daheim wieder Punkte her. Doch die Verletzungsmiserie bei den Towers nimmt kein Ende: Gegen Kirchheim fehlte nun der zuletzt starke Roderick Camphor. Er hatte unter der Woche im Training einen Schlag auf die Schulter bekommen. Im Hinspiel gab es zudem eine deutliche Niederlage. In Kirchheim unterlagen die Towers mit 72:59.
Hamed Attarbashi schickte zum Start Anthony Canty, Robert Ferguson, Marc Liyanage, Justin Raffington und DeAndre Lansdowne auf den Court. Bei den Gästen begann unter anderem ein alter Bekannter: Jonathon Williams, letztes Jahr noch für Hamburg aktiv, geht mittlerweile für Kirchheim auf Punktejagd.
9:0-Serie bringt Hamburg deutlich in Front
Der Start am Freitag ist nicht annähernd so furios wie im letzten Spiel vor dem Jahreswechsel. Kleine Unkonzentriertheiten sorgen dafür, dass die Towers ihre ersten Angriffe nicht durchbringen. Doch auch Kirchheim bleibt zunächst harmlos. Nach etwa zwei Minuten finden die Towers den freien Raffington unter dem Korb, der die ersten Punkte für Hamburg besorgt. Allgemein bleibt das erste Viertel jedoch punktearm, was vor allem an der konzentrierten Verteidigungsarbeit beider Teams liegt. Zunächst erarbeiten sich die Kirchheimer leichte Vorteile, ohne dabei zwingend zu sein. Dann bringt der eingewechselte Rene Kindzeka mehr Tempo für die Towers ins Spiel, was die Gäste nur mit Fouls zu beantworten wissen, so dass Hamburg von der Linie wieder ausgleichen kann. Zwei Punkte gelingen den Kirchheimern noch, mit 12:14 geht es ins zweite Viertel.

Rene Kindzeka entwickelt sich zum wichtigen Impulsgeber für die Hamburg Towers
Und da drücken die Towers aufs Gaspedal. Nach eineinhalb Minuten gehen sie durch einen Dreier von Rene Kindzeka in Führung. Innerhalb weniger Sekunden gelingt es den Hamburgern noch zwei Mal von der Dreipunkte-Linie zu treffen. Es steht 23:16 und Kirchheims Coach Michael Mai nimmt die erste Auszeit des Spiels. Es ist die Hälfte des Viertels gespielt, da geht Hamburgs mit neun Punkten in Führung: 30:21. Doch Kirchheim kämpft sich wieder bis auf vier Punkte ran, ehe DeAndre Lansdowne mit einem And-One wieder eine deutliche Führung herstellt. Lars Kamp erhöht kurz darauf auf 37:28. Vor der Halbzeit kommen die Gäste noch einmal leicht ran, mit 39:33 geht es in die Pause.
Die Statistik zeigt zu diesem Zeitpunkt, warum die Hamburger führen: Mit insgesamt 20 Rebounds holten die Hamburger fast doppelt so viele wie Kirchheim mit deren 11. Aber auch die Schwäche der Towers wird deutlich, denn in der ersten Hälfte leisteten sich die Towers bereits 11 Turnover.
Towers ziehen weg, Kirchheim kommt zurück
In der zweiten Hälfte erwischen die Towers den besseren Start und gehen nach etwa eineinhalb Minuten durch einen Dreier von Robert Ferguson mit 46:35 erstmals zweistellig in Führung. Bis auf 13 Punkte können die Towers kurz darauf wegziehen, ehe Kirchheim sich wieder kontinuierlich herankämpft. Kurz vor dem Ende des Viertels ist Kirchheim wieder bis auf zwei Punkte dran, beim Stand von 60:58. Bevor die Sirene zum Schlussviertel lädt, schaffen es die Towers noch zwei Punkte auf ihr Konto zu bringen. 62:58.
Keine zehn Sekunden sind gespielt, da sind von den vier Punkten Vorsprung bereits drei verloren. Doch die Towers reagieren vorne und erhöhen in den folgenden eineinhalb Minuten ihren Vorsprung wieder auf neun Punkte. Einen besseren Start in das Viertel hätte sich das Heimteam wohl kaum wünschen können. Michael Mai sieht sich gezwungen zu reagieren und bittet zum Timeout. Doch die Towers bleiben im Spielfluss und erhöhen dank weiter starker Rebound-Arbeit den Vorsprung auf 73:61. Auf der Gegenseite zeigen sich die Kirchheimer nervenschwach von der Freiwurflinie und machen Fehler im Zusammenspiel so das Hamburg den Vorsprung weiter ausbaut. Nachdem Enosch Wolf zum 77:62 trifft fordert er die Halle emotional zum Anfeuern an, was den Fans zu Gefallen weiß.

Robert Ferguson (l.) und Ex-Tower Jonathon Williams (r.), der mit 25 Punkten Topscorer wurde
Zwei erfolgreiche Drei-Punkte-Würfe der Gäste in Folge erinnern jedoch jeden daran, dass das Spiel noch nicht vorbei ist. Es steht 79:68 und kurz darauf ist der Vorsprung wieder einstellig. Gut für die Towers: Kirchheim macht kontinuierlich Fehler, leistet sich Fehlpässe oder lässt Lücken für die angreifenden Hamburger. Trotzdem schmilzt der Vorsprung. Man meint Nervosität bei den Towers zu spüren, die sich plötzlich unnötige Offensivfouls und Fehlwürfe leisten, weil sie sich selbst in komplizierte Lagen spielen.
Cantys Drei-Punkte-Wurf ist nicht genug
Und Kirchheim gibt nochmal alles, stellt auf eine Vollfeldpresse um. Zwei Minuten vor Schluss erobern sie den Ball damit bereits im Aufbauspiel und punkten Sekunden später für drei. Von der Freiwurflinie kommen die Knights dann sogar auf 82:81 heran. Die Towers schaffen es ihrerseits jedoch nicht zu punkten und geraten in der Schlussminute erstmals seit langem wieder in Rückstand. 82:83. Auch der folgende Angriff misslingt und Kirchheim kann von der Freiwurflinie einen weiteren Punkt machen.
Einmal mehr scheint es nun Anthony Canty zu sein, den die Towers suchen. Tatsächlich versenkt er den Ball von der Drei-Punkte-Linie und gewinnt kurz darauf im Zweikampf den Ball in der eigenen Hälfte. Noch zwanzig Sekunden sind zu spielen beim Spielstand von 85:84 und Ballbesitz Hamburg. Kirchheim foult, wenn auch nicht unbedingt im Versuch, die Uhr anzuhalten. Von der Linie hat Rene Kindzeka die Möglichkeit, die Weichen auf Sieg zu stellen. Doch sein zweiter Freiwurf verfehlt das Ziel.

In der Schlussphase soll er es meist richten: Aufbauspieler Anthony Canty
Und Kirchhheim? Kirchheim gelingt tatsächlich der Dreier in Person von Preston Medlin. Dem sind seine vorherigen vier Versuche für drei Punkte am Abend allesamt misslungen. Dass er diesen Wurf nimmt, war eigentlich auch nicht geplant, gesteht sein Trainer Michael Mai nach dem Spiel. Noch fünfeinhalb Sekunden haben die Towers anschließend. Doch ihnen gelingt kein Wurf. Stattdessen bekommen die Gäste noch für sagenhafte zwei Zehntelsekunden den Ball. In der Zeit passiert erwartungsgemäß aber nichts mehr.
Presse erwischte Hamburg auf den falschen Fuß
Gästecoach Michael Mai macht den Hamburgern nach dem Spiel wie schon viele Gästetrainer vor ihm Komplimente. Hamburg habe lange Zeit die Partie bestimmt, letztlich habe sein Team wie bereits mehrfach in dieser Saison jedoch am Ende knapp die Nase vorn gehabt. Als Erfolgsrezept sah Mai die Vollfeldpresse, die er gegen Ende spielen ließ. Die habe sein Team aktiver gemacht. Außerdem erwischte Kirchheim Hamburg damit auf dem falschen Fuß, wie Towers-Trainer Hamed Attarbashi verriet: „Das haben ich jetzt wochenlang nicht trainiert.“ Aufgrund der vielen Verletzungen gebe es viele Dinge, die das Team wieder oder neu einstudieren müsse. „Wir müssen viel aufholen“, so der Trainer, der mit dem fehlenden Quäntchen Glück in der laufenden Saison hadert.
Die Zuversicht und Leichtigkeit scheinen Attarbashi in dieser Spielzeit ein wenig abhandengekommen zu sein. In einer Saison, in der es für die Towers erstmals nicht besser läuft als zuvor und viele unglücjliche Faktoren zusammen kommen, mag man ihm das nicht verdenken. Bereits kommenden Samstag geht es für die Towers im Inselpark weiter. Gegen die Baunach Young Pikes wollen Fans, Spieler und Trainer nach dem Spiel endlich wieder etwas zu lachen haben.