Hamburgs Handballer gewinnen kurioses Spiel gegen Flensburg

Bilder: Andreas Grieß
HSV Hamburg

Mit 27:18 gewinnt der Handball Sportverein Hamburg auch sein fünftes Heimspiel in Serie. Vor 2.737 Zuschauern machen die Drittligisten dieses Mal nicht nur Werbung für einen Neuanfang in Hamburgs Profisport, sondern setzen in einem kuriosen Spiel ungewollt auch das Thema Sportstättensanierung auf die Tagesordnung.

Hamburg gegen die SG Flensburg/Handewitt im Handball – das klingt nach einer großen Nummer. Am Sonntag war jedoch nicht der Tabellenzweite der Bundesliga zu Gast in der Alsterdorfer Sporthalle, sondern dessen zweite Mannschaft, die im Mittelfeld der dritten Liga zu finden ist. Der Handball Sportverein Hamburg stand vor der Begegnung auf Position drei in der Tabelle, jedoch bereits mit etwas Abstand zu den Tabellenführern der HSG Nord HU und dem TSV Altenholz.

Damit der nicht größer wird, sollte am Sonntag der fünfte Heimsieg im fünften Heimspiel her. Doch es sind die Gäste, die zunächst den besseren Start erwischen. Flensburg zeigt einige gute Kombinationen im Angriff und verteidigt aggressiv. Nach rund acht Minuten geht der HSV erstmals in Führung. Jan Torben Ehlers wirft das 5:4. Kurz zuvor hatte Stefan Schröder zum 4:4 ausgeglichen.

Stefan Schröder gleicht zum 4:4 aus

Stefan Schröder gleicht zum 4:4 aus

Doch Hamburg gelingt es nicht, Kontrolle ins Spiel zu bekommen. Bezeichnend dafür: Zwei Mal geraten Abwürfe von Torhüter Dominik Plaue nicht zum eigenen Mann. Coach Jens Häusler signalisiert seinem Schlussmann, ruhig zu bleiben. Ruhe kann er jedoch selbst einige Minuten später, beim Stand von 5:6 nicht bewahren. Nachdem Lukas Ossenkopp für eine Defensiv-Aktion mit einer zwei Minuten-Strafe vom Feld geschickt wird, diskutiert er so stark mit den Unparteiischen, dass er selbst die gelbe Karte erhält.

Lampe stürzt vom Hallendach

Und die Hektik hält an. Kurz darauf muss auch ein Spieler der Gäste vom Feld, ehe es für beide Seiten eine erzwungene Pause gibt: Plötzlich kracht es an der Decke und es liegen allerhand Trümmer einer der Scheinwerfer auf dem Spielfeld, die zunächst beseitigt werden müssen. „Heute ist so ein bisschen der Wurm drin“, kommentiert der Hallensprecher. Zuvor zeigte bereits die Anzeigetafel zeitweilig lieber ein allseits bekanntes Desktop-Hintergrundbild, statt den Spielstand.

Große Besenaktion, nachdem Teile einer Lampe auf das Spielfeld stürzten

Große Besenaktion, nachdem Teile einer Lampe auf das Spielfeld stürzten

Nach gut zehn Minuten Unterbrechung geht es kurios weiter, aber immerhin sportlich. Flensburg baut zunächst die Führung aus, Hamburg vergibt einen Strafwurf. Den nächsten Angriff kann der HSV jedoch abwehren und Torhüter Dominik Plaue bemerkt, dass sein Gegenüber, Tim Lübker, zu weit vor dem Kasten steht. Mit einem weiten Wurf gelingt ihm der Torwart-Treffer. Auch danach stehen die Schlussmänner im Fokus, wehren mehrere Würfe ab.

In der Schlussphase der ersten Halbzeit gelingt es dem Heimteam mehr Druck aufzubauen – vor allem durch gute Abwehrarbeit und schnelle Gegenstöße. Mit 12:10 geht es in die reguläre Unterbrechung. Die Führung hätte auch noch höher ausfallen können, wenn die Hamburger etwas mehr Glück im Abschluss gezeigt hätten. So aber ist für die zweite Hälfte alles noch offen.

Zweite Zwangspause bringt Flensburg aus dem Konzept

Und die beginnt schon wieder mit Pannen. Ohne Anzeigetafel, die „vielleicht im Laufe des Spiels nochmal funktioniert“, geht es weiter. Flensburg macht das erste Tor. Dann heißt es erneut Spielstopp, da es weitere Trümmer von der Hallendecke regnet. Rund eine Viertelstunde und einen Einsatz des Technikers, der die Defekte Lampe abmontiert, später wird endlich wieder Handball gespielt. Der HSV zeigt sich unbeeindruckt von den Begleitumständen, anders die Gäste, die den Rhythmus verloren haben.

Der kaputte Scheinwerfer wurde in der zweiten Hälfte ganz abmontiert

Der kaputte Scheinwerfer wurde in der zweiten Hälfte ganz abmontiert

Der HSV erhöht den Spielstand schnell auf 14:11, geht dann sogar auf 15:11 weg, ehe sich Flensburg obendrein noch eine Zeitstrafe einfängt. Und Hamburg gibt weiter Gas, baut den Vorsprung gar auf 18:11 aus, ohne dass die Gäste ihrerseits treffen. Gästecoach Till Wiechers hat genug gesehen und nimmt eine Auszeit. Doch die verpufft wirkungslos. Flensburg schafft es weiter nicht, den Ball überhaupt im Tor unterzubringen, und wird hinten vom HSV abgeschlachtet. Nach 44 gespielten Minuten steht es 21:11. Von einer ausgeglichenen Partie kann nicht mehr die Rede sein.

Die Spannung ist nach diesem Lauf in der Schlussphase raus, die Stimmung in der Halle aber wenig überraschend bestens. Im Tor des HSV erhält derweil Justin Rundt die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Siebeneinhalb Minuten vor dem Schluss steht es 25:15. Und daran tut sich nicht mehr viel. Unter dem Eindruck bereits jubelnder Fans schafft es Flensburg, den Rückstand noch einstellig zu machen. Am Ende steht es 27:18 – wenn auch nicht auf der Anzeigetafel, die den Dienst die ganze zweite Halbzeit lang versagt.

Jens Häusler sieht weiter Luft nach oben

HSV-Coach Jens Häusler sprach wie üblich nach dem Spiel die verbesserungswürdigen Aspekte im Spiel seiner Mannschaft an. So habe das Team zu lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen und sei zu lange zu passiv gewesen. Nach der erzwungenen Spielpause – oder wie er es nannte „kleinen Winterpause“ – habe sein Team besser agiert.

Niklas Weller baut die Führung aus

Niklas Weller baut die Führung aus

Gästetrainer Till Wiechers zeigte sich nach dem Spiel als fairer Verlierer und nahm die ungewöhnlichen Umstände Spiel mit Humor, bot dem HSV zum Beispiel ein Wiederholungsspiel an. „Für sowas kann hier keiner was, Pech gehabt“, so der Trainer. Seinen Jungs mache er keinen Vorwurf, dass sie nach der Pause nicht wieder ins Spiel gefunden hätten. Ärgerlich sei die Erfahrung aber allemal, da beide Teams in der ersten Hälfte auf Augenhöhe agiert hätten und die Stimmung in Hamburg für die dritte Liga außergewöhnlich sei, so dass sich sein Team sehr auf das Spiel gefreut habe.

Als nächstes Auswärtsteam darf sich der SV Anhalt Bernburg am 27.11. auf die Atmosphäre in Hamburg freuen und versuchen, die Siegesserie des HSV zu stoppen. Für den geht es zuvor noch zum Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten TSV Altenholz am kommenden Wochenende.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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