Es ist ein der Geschichten, die vor allem rechte Kräfte immer wieder erzählen: Dass alle Flüchtlinge noch unzählige Familienangehörige nachziehen. Doch: Inwiefern stimmt das überhaupt? Die CDU-Abgeordnete Karin Prien hat dem Senat im September eine Kleine Anfrage gestellt und gefragt: Wie viele Flüchtlinge haben bisher ihre Familien nach Hamburg nachgeholt?
In der Antwort heißt es, dass der Familiennachzug mehrheitlich bei syrischen Staatsangehörigen erfolgt. Für diese gibt es Verfahrenserleichterungen. Auch ist bei ihnen das Einreisesachgebiet des Einwohner-Zentralamts nicht involviert. Für die syrischen Familiennachzüge (die nicht alle zwingend selbst syrische Staatsbürger sein müssen) gibt es zudem konkrete Zahlen.
2014 kamen unter Anwendung der entsprechenden Paragraphen 67 Angehörige von Syrern nach Hamburg. 2015 waren es 486 und im laufenden Jahr bis zum 26.09. waren es 563. Die meisten von ihnen sind Kinder. Von den 1.116 seit 2014 nachgezogenen Familienangehörigen syrischer Staatsbürger sind 754 Kinder, also rund zwei Drittel. 338 sind erwachsene Frauen. Nur 24 sind erwachsene Männer.
Es lohnt, diese Zahlen ins Verhältnis zu setzen. In der Senatsantwort heißt es, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gehe von einem Nachzug von etwa 0,9 bis 1,2 Familienangehörigen pro syrischen Geflüchteten aus.
Im vergangenen Monat wurden in Hamburg 857 Schutzsuchende in das bundesweite Verteilungsverfahren aufgenommen. 368 von ihnen blieben in Hamburg, die übrigen wurden auf andere Bundesländer verteilt. Von den in Hamburg verbliebenen Flüchtlingen kamen 57 aus Syrien. Die meisten kamen vergangenem Monat aus Afghanistan (77). Im gesamten Jahr 2016 wurden Hamburg bis Ende September 8.050 Flüchtlinge zugewiesen. Vergangenes Jahr waren es im gleichen Zeitraum, 13.179.
Auf 8.050 Flüchtlinge insgesamt kommen aktuell also 563 Familiennachzüge syrischer Flüchtlinge. Mit den sinkenden Gesamtzahlen und angesichts der Tatsache, dass Nachziehende naturgemäß nach ihren Familienangehörigen ankommen, dürfte sich Anteil zwar steigen, von einer Verdopplung oder Verzehnfachung der Flüchtlingszahlen, wie sie einige Individuen heraufbeschwören, kann jedoch bei weitem nicht die Rede sein.