Drittes Heimspiel, dritter Sieg. Mit 27:26 setzen sich Hamburgs Drittliga-Handballer gegen die bislang ungeschlagenen Gäste aus Fredenbeck durch und bestehen damit einen echten Härtetest. Der Blick geht nach oben – und vor allem drei Gesichter könnten die neuen HSV-Stars werden.
Im dritten Heimspiel der Saison trat der HSV erstmals am Sonntag an. Der mittägliche Wochenendtermin bot die Chance, weitere Zuschauer anzulocken und so wurde erstmals hinter dem Tor auch die Tribüne aufgebaut. Die Gäste sorgten ihrerseits für Stimmung, wurden von zahlreichen Fans, ausgerüstet mit Trommeln, begleitet. Fredenbeck wollte die Halle nicht allein dem HSV überlassen. 3.212 Zuschauer fanden den Weg in die Alsterdorfer Sporthalle. Wenn man so will, bot das Setting für den HSV also gleich einen doppelten Formtest – auf dem Platz und auf den Rängen.
Nachdem Thorsten Jansen vergangene Woche überraschend auf dem Platz stand, listete die Mannschaftsaufstellung den Oldie dieses Mal. Der andere Altmeister, Stefan Schröder, fehlt weiter angeschlagen. Jansen stand auf dem Feld. Doch so sehr die beiden Handball-Meister auch begeistern, sind sie – sieht man von der Trainertätigkeit Jansens ab – nicht die Personen, die Hamburg langfristig wieder zur Spitzenmannschaft machen sollen. Und so waren einmal mehr Spieler wie Jan Toben Ehlers und Lukas Ossenkopp gefragt – und Torhüter Dominik Plaue.
Tore sind zunächst Mangelware
Gefragt war zunächst einmal auch die Geduld der Zuschauer. Satte drei Minuten dauert es, ehe das erste Tor fällt. Durch Jürgen Steinscherer gehen die Gäste in Führung. Der HSV braucht noch etwas länger, ehe Sebastian Bütow ausgleicht. Jetzt erst können sich die Heimfans setzen, denn es gilt die Regel: Bis zum ersten Tor des HSV wird im Stehen angefeuert.
Auch in den folgenden Minuten bleiben Tore Mangelware. Ein schneller Konter des HSV wird abgefangen, die Gäste rennen allein auf das Tor von Dominik Plaue zu – und der hält zur Begeisterung der Heimfans. Lukas Ossenkopp vergibt wenig später die Chance zur ersten Führung. Die wirft nach über zehn Minuten Jan Torben Ehlers. Und mit der im Rücken erhöht Ossenkopp mit seinen zweiten Siebenmeter dann auf 4:2 – auch wenn der Ball den Umweg über den Innenpfosten nehmen muss.
Nach einem Viertel der Spielzeit gleichen die Gäste zum 4:4 aus, auch weil der HSV gute Wurfgelegenheiten nur neben das Tor setzt. Doch die Jungstars Jan Torben Ehlers und Finn Maciejewski stellen den zwei-Tore-Vorsprung wieder her. Im Tor agiert Dominik Plaue weiter weit über Ligaschnitt. Auf der anderen Seite muss der VfL Fredenbeck nach 20 Minuten im Tor wechseln, für den verletzten Edgars Kuksa (ausgekugelter Finger) kommt Jannik Rohde, der den ersten Ball hält. Die Szene war jedoch bereits abgepfiffen. Den folgenden Siebenmeter von Lukas Ossenkopp kann der Keeper nicht parieren – 8:6. Doch auch die Gäöste treffen per Strafwurf und bleiben dran, gleichen kurz darauf sogar trotz Unterzahl zum 8:8 aus.
Ehlers, der Führungs(treffer)spieler
Wieder ist es Jan Torben Ehlers, der zur erneuten Heimführung antwortet. Vier Minuten vor der Halbzeit kommt mit bandagiertem Daumen kurzzeitig Gästetorhüter Edgars Kuksa zurück, kann den erneuten Führungstreffer des HSV jedoch nicht abwehren. Den wirft, wieder einmal, Jan Torben Ehlers. Nur Sekunden später hält der Gästekeeper trotz Verletzung zwei Mal in Folge den Kasten sauber und verhindert so eine größere Führung. Bei eigener Überzahl versucht Fredenbeck in den Schlusssekunden der ersten Hälfte noch auszugleichen, muss letztlich aber einmal mehr den Ball aus dem eigenen Netz holen – Jan Torben Ehlers erhöht mit seinem fünften Treffer in Halbzeit eins auf 12:10. Mit diesem Spielstand gehen Fans und Spieler in die Pause.
Und nach der sieht Ehlers gar nicht ein, warum mit fünf Toren Schluss sein soll, legt mit dem ersten HSV-Tor direkt Treffer Nummer sechs nach. Und auch Lukas Ossenkopp ist weiter in Trefferlaune. Nach 33:33 Minuten führt der HSV erstmals mit drei Treffern. Doch auch in der Folge lassen sich die Gäste nicht abschütteln, bleiben stets dran.
Nach etwa vierzig Minuten versuchen die Gästefans auf den Rängen das Kommando zu übernehmen. Ihr Team liegt zu dieser Zeit mit einem Tor zurück. Wer gibt auf seiten der Hausherren die Antwort? Die Mannschaft? Das Publikum? Oder setzt Fredenbeck nun zur Eroberung der Alsterdorfer Sporthalle an? Es wird hitziger, beide Teams erhalten eine Zeitstrafe. Plötzlich steht es 17:17. Auf dem Feld weiter Hektik: Erneute Zeitstrafe Fredenbeck. HSV-Trainer Jens Häusler versucht mit einer Auszeit das Spiel zu beruhigen. Nun ist es „Toto“ Jansen, der Verantwortung übernimmt und sein Team erneut in Front bringt. Doch die Gäste bleiben per Siebenmeter von Jürgen Steinscherer dran, gleichen wieder aus.
Aber es läuf wieder vorne für den HSV: Finn Wullenweber und zwei Mal Lukas Ossenkopp treffen, stellen wieder den drei-Tore-Vorsprung her. Doch das ist noch lange keine Vorentscheidung. Die Gäste bleiben bissig und das Spiel hitzig. Es gibt Fouls auf beiden Seiten. Sogar Coach Jens Häusler sieht in der Emotion die gelbe Karte. In der Schlussphase führt Hamburg mit zwei Toren, doch niemand ist sich sicher, wie dieses Spiel ausgeht. Mann des Spiels ist derweil schon längst Hamburgs Torhüter Dominik Plaue, der sich für höhere Aufgaben als die dritte Liga empfiehlt. Auf insgesamt siebzehn Paraden soll er an diesem Nachmittag kommen.
„Eine grandiose Abwehrleistung“
Und auch die Fans machen klar, wer Herr im Haus ist. Zu den beiden letzten Minuten erheben sich die Zuschauer, akustisch ist die Sache nun klar. Und auf dem Feld? Da gibt es 62 Sekunden vor dem Ende noch einmal Auszeit beim Stand von 27:25 und Ballbesitz Fredenbeck. Die kommen auf ein Tor heran und kurz darauf noch einmal an den Ball. Noch wenige Sekunden. Foul. Die Uhr ist abgelaufen. Ein letzter Wurf. Doch der ist kein Problem für Dominik Plaue. Der HSV gewinnt auch sein drittes Heimspiel. Am Ende steht es 27:26. Toptorschützen sind Jan Torben Ehlers und Lukas Ossenkopp mit jeweils acht Treffern.
„Wir haben zwei extrem gut und extrem hart arbeitende Abwehrreihen gesehen“, sagte HSV-Trainer Jens Häusler nach dem Spiel. Zwar habe es individuelle Fehler gegeben, das System habe aber funktioniert. Und so lobte der Coach: „Es war eine grandiose Abwehrleistung, wo alle, die da gestanden haben, wirklich auch bis an ihre Grenzen gegangen sind und Dominik sogar ein paar mal darüber hinaus.“ Der gelobte Torhüter selbst gab sich nach dem Spiel bescheiden und lobte lieber die Zuschauer: „Man sieht Freitags beim Video und hat einfach Bock hier zu spielen.“
Tatsächlich zeigt der HSV mit neuem Besucherrekord und dem dritten Heimsieg, dass er zuhause eine „Festung“ hat, die das Team nach oben spülen kann. Doch dafür sind auch Siege in Auswärtsspielen nötig – und von denen warten nun drei in Folge, ehe am 6. November gegen Braunschweig das nächste Mal in Alsterdorf der Ball in Liga drei fliegt.