Dass ein Drittliga-Spiel im Handball so viel Beachtung findet, ist nicht normal. Doch das erste Spiel des HSV Handball war sicher auch kein gewöhnliches. 33:26 (19:11) stand am Ende auf der Anzeigetafel. Doch das ist nur ein Ergebnis des Abends. Klar wurde auch: Der Handball in Hamburg lebt noch – selbst wenn der Gegner SC Magdeburg II heißt. 2.503 Zuschauer fanden den Weg in die Alsterdorfer Sporthalle und machten von Anfang an richtig Betrieb. Zwar blieben einige Plätze frei, dennoch bleibt festzuhalten, dass außer den großen Fußballvereinen derzeit maximal die Basketballer der Hamburg Towers ähnlich viele zahlende Gäste anlocken – und die spielen zumindest aktuell eine Liga höher.
Als Ehrengast war am Sonnabend Innen- und Sportsenator Andy Grote zugegen – und wurde mit großem Applaus begrüßt, was nicht selbstverständlich ist. Seine Anwesenheit zeigt aber, welche Bedeutung auch die Politik dem Projekt Neuanfang beim HSV zumisst, vor allem wenn man bedenkt, bei welchen anderen Sportveranstaltungen der Senat sich bisweilen nicht blicken lässt.

Sportsenator Andy Grote war – im Trikot – zu Gast
Schon fast traditionell wurden die Fans aufgefordert, bis zum ersten Tor des Heimteams stehen zu bleiben – sie mussten nicht lange warten. Zwar geriet der HSV kurz darauf in Rückstand. Den konnte das Team von Trainer Jens Häusler jedoch schnell drehen. Im Anschluss wurde der HSV zum tonangebenden Team. Knapp zehn Minuten waren gespielt, da führte Hamburg mit 8:4.
Auch in den nächsten Minuten hatten die Heimfans häufig die Gelegenheit, nach Aufforderung des Hallensprechers den Namen des Torschützen zu nennen. Das lag auch daran, dass die Gäste den HSV-Spielern mitunter erschütternd einfache Tore ermöglichten, sich auf der andern Seite aber oft an der 6:0er-Abwehr der Hamburger abrieben und ins Zeitspiel gerieten oder am gut aufgelegten Torhüter Dominik Plaue scheiterten.

Dominik Plaue wehrte einige Würfe auf sein Tor erfolgreich ab
Dann und wann schaffte es Magdeburg immerhin das Foul und den Siebenmeter zu ziehen, was die Zuschauer mit Pfiffen quittierten. Als in der 24. Minute Dominik Plaue einen solchen Siebenmeter parierte, erreichte die Stimmung in der Halle einen neuen Höhepunkt. Kurz darauf stand es 16:10 – ein deutliches Ergebnis, aber keines, auf das man sich im Handball ausruhen kann. Das wussten auch die Spieler und bauten der Vorsprung bis zur Halbzeit noch auf 19:11 aus.
HSV mit Schwächen in der zweiten Halbzeit
Nach der Pause boten beide Teams zunächst etwas zähere Kost, das auf beiden Seiten wenig Zählbares einbrachte. Der HSV wollte mit schnellen Kontern punkten, brachte den langen Pass jedoch nicht zum Mitspieler. Coach Jens Häusler sagte nach dem Spiel auch mit Blick auf diese Pässe: „In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft mir sehr schöne Gründe gegeben, weshalb wir gleich am Montag wieder weiter trainieren können“, und beklagte Übermotiviertheit seines Teams in dieser Phase.

Niklas Weller bejubelt einen erfolgreichen Angriff
Doch auch Magdeburg wurde in der zweiten Hälfte nicht kreativer. Besser wurde aber immerhin ihr Abwehrspiel. Hier ließen sie nun weniger zu, zur Not auch auf Kosten von Fouls. Magdeburg zeigte so, dass es sich nicht wie streckenweise im ersten Durchgang wie Zuschauer behandeln lassen wollte. Trainer Felix Eckert betonte denn auch nach der Begegnung, dass er sein Team aufgefordert habe, zumindest die zweite Halbzeit für sich zu entscheiden.
Nach achteinhalb Minuten in der zweiten Hälfte konnten die Gäste mit ihrem neuen Mut bis auf 22:17 herangekommen. Doch bereits kurze Zeit später zeigte sich vor allem im Angriff der Magdeburger das gewohnte Bild: Ewig dauerte es, bis die Spieler einen Abschluss wagten, wirklicher Druck kam nicht auf. Weil sich Hamburg auch vorne wieder fing, ging es mit einem 27:20 in die letzten zehn Minuten, in denen sich die Hausherren die Führung nicht mehr nehmen ließen. Endstand: 33:26.

Rechtsaußen Stefan Schröder war einer der erfolgreichsten Torschützen
Abseits von der bereits genannten Kritik zeigte sich Jens Häusler nach dem Spiel jedoch zufrieden mit seinem Team. Den Vorsprung in der zweiten Hälfte nutzte er, um auch der zweiten Reihe Spielzeit zu geben. Auf die werde es in engeren Spielen noch ankommen, so Häusler. Ebenso wie auf die Fans, die Finn Wullenweber nach dem Spiel lobte. Die Kulisse sei definitiv noch einmal etwas anderes, als in der A-Jugend.
Zu Buche stehen letztlich der zweite Sieg im zweiten Pflichtspiel der Saison und eine gelungene Heimpremiere, sowohl sportlich, als auch emotional. Die rund zweieinhalbtausend Zuschauer machten die gesamten 60 Spielminuten Dampf, angetrieben vom Fanclub mit Vorschreier und sechs Trommeln. Der Sieg trug sicherlich zur guten Stimmung bei, dass er so ungefährdet ausfiel jedoch nicht für die Spannung. Aber keine Frage: Die Alsterdorfer Sporthalle wird auch noch engere und auch weniger erfolgreiche Spiele in dieser Saison erleben. Die Frage wird sein: Wie reagieren der neue HSV und seine Fans dann?