Andy Grote in Rio – sinnvoll oder nicht?

Debatte, Sport

Die Olympischen Spiele in Rio neigen sich dem Ende zu. Seit kurzem ist auch Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) in der brasilianischen Metropole. Sein Aufenhalt und der des Sportstaatsrats, jeweils vom 15. bis 23. August, sind umstritten. Viele deutsche Politiker sind nicht bei den Spielen in Rio zu Gast. Der Vizepräsident der Handballer, Bob Hanning, bezeichnete das als respektlos. Grote ist nun also da und kann deutsche, genauer: Hamburger Medaillen-Gewinner anschauen. Kaum in Rio, verloren Deutschlands Hockeyspieler zwar, im Spiel um Bronze haben die Jungs um Kapitän Moritz Fürste aus Hamburg jedoch noch eine Chance auf Edelmetall.

Andere Medaillen Hamburger Sportler stehen bereits fest: Boxer Artem Harutiunian zog am Dienstag ins Halbfinale ein, womit er sicher Bronze erhält. Bei weiteren Siegen ist für den Kämpfer des TH Eilbeck noch mehr möglich. Am Freitag (bzw. Samstag deutscher Zeit) findet das Halbfinale statt. Das Finale wäre am Sonntag, als eine der letzten Olympia-Entscheidungen. Bereits diese Nacht um Gold spielen die HSV-Beachvolleyballerinnen. Um 0 Uhr, bedeutet: 5 Uhr morgens deutscher Zeit, startet das Finale von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst gegen die Brasilianerinnen Agatha Bednarczuk und Barbara Seixas de Freitas. Beim Halbfinale war Andy Grote – als Fan verkleidet – bereits im Stadion.

CDU-Kritik an Olympia-Reise des Innensenators

Doch zum Anfeuern ist Grote ja eigentlich nicht da. Oder? Die CDU kritisierte die Reise des Senators bereits vor dessen Abreise. Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, beklagt: „Es stellt sich die Frage, was die Hamburger außer einer satten Reisekostenabrechnung davon haben, wenn ihr Innensenator samt Spitzenbeamten für mehrere Tage nach Südamerika fliegt, um sich dort unter Palmen mit Sportfunktionären zu treffen.“

Nachdem die Olympiabewerbung Hamburgs von der Bevölkerung abgelehnt worden sei, gäbe es keinen Grund für die Reise. Stattdessen solle Grote in Hamburg bleiben, so der CDU-Politiker. Während Handballer-Vize Bob Hanning, wie bereits erwähnt, mangelnden Respekt der Politik gegenüber den Sportlern beklagte, sieht es Dennis Gladiator genau umgekehrt: „Es ist ein Zeichen der Missachtung gegenüber den Hamburger Polizisten, wenn ihr Dienstherr die Zeit findet, sich ins 10.000 Kilometer entfernte Brasilien abzusetzen und sie mit dem chronischen Personalnotstand bei über einer Millionen Überstunden alleine in Hamburg zurücklässt.“

Das ist natürlich Politik und der Versuch Themen zu setzten – immerhin war die CDU selbst Olympia-Befürworter und beklagte vor kurzem noch, der Senat tue nicht genug für den Hamburger Profisport. Dennoch sind die verschiedenen Ansichten in einer Demokratie natürlich diskussionswürdig. Dennis Gladiator hat seine Position mit einer Kleinen Anfrage untermauert. Darin schreibt der Senat zur Begründung des Aufenthalts von Grote in Brasilien: „Die Bewerbung um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024 war getragen von dem Verständnis, den Sport in Hamburg nachhaltig weiterzuentwickeln und zu fördern. An dieser Zielsetzung hält der Senat fest.“

Box-WM kommt nach Hamburg

Dazu zähle, so steht es weiter in der Vorbemerkung, internationale Sportveranstaltungen nach Hamburg zu holen, um die Aufmerksamkeit für die jeweilige Sportart zu vergrößern und die Motivation der Beteiligten zu erhöhen. „Dazu bedarf es regelmäßiger Kontakte zu den entsprechenden Spitzenverbänden und Verantwortlichen im Sport. Hierfür bietet der Besuch der Olympischen Spiele wie dieses Jahr in Rio de Janeiro ein ideales Umfeld“, so der Senat. Was internationale Sportveranstaltungen angeht, konnte Grote übrigens vor kurzem einen Erfolg vermelden: Die Weltmeisterschaften im Boxen finden Ende September 2017 in Hamburg statt.

Die vorläufig kalkulierten Kosten für die Rio-Reise belaufen sich laut der Senatsantwort auf etwa 50.000 Euro. Dabei waren die Planungen jedoch noch nicht abgeschlossen. In ein paar Wochen wird Grote dann noch einmal gen Rio reisen – um auch die Paralympischen Spiele zu besuchen.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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