Unerwartet & Unbemerkt: Von Monsterjägern und Monstergipfeln

Bild: Andreas Grieß
Debatte, Netzleben

Wie nach mittlerweile jedem Monat blickt Elbmelancholie auf den zurückliegenden Monat zurück und betrachtet zwei Themen noch einmal genauer. Themen, die uns unerwartet oder unbemerkt trafen. Dieses Mal: Monsterjagd mit Pokémon Go in Hamburg und die Vorbereitungen auf die großen Gipfel.

Unerwartet

Dass Pokémon Go ein Erfolg werden könnte, das war ein wenig abzusehen. Wie groß der Hype um das Spiel werden würde und welche Auswirkungen er auch auf das Bild auf Hamburgs Straßen nehmen würde, das kam jedoch eher unerwartet. Mit dem Handyspiel Pokémon Go können die Nutzer virtuell „Monster“ jagen und gegeneinander antreten lassen. Soviel hat sich sicher schon rumgesprochen. Um die Pokémon zu finden, muss man sich mit seinem Smartphone bewegen. Im Spiel gibt es auch bestimmte Wegmarken, sogenannte Pokéstops, an denen Gegenstände eingesammelt werden können.

An diesen und an Orten, an denen häufig Pokémon erscheinen, trifft man nun seit einigen Wochen auch in Hamburg verstärkt Spieler des Games. Oft passiert das unverabredet, weil einfach viele Leute auf die gleiche Idee kommen. Dann sitzen Spieler durchaus entspannt an Orten, an denen im Spiel mehrere Pokéstops beieinander liegen. Davon profitieren auch die Spieler, wenn sie zum Beispiel Lockmodule einsetzen. Diese sorgen dafür, dass alle Spieler an der entsprechenden Stelle bessere Chancen im Spiel haben – was eben nicht nur Pokémon im Spiel anlockt, sondern auch Spieler in der realen Welt. Das sieht man dann beispielsweise im Hammer Park oder im Stadtpark und nicht am Spiel Beteiligte fragen sich womöglich, warum statt auf der großen Festwiese verteilt plötzlich viel mehr Menschen sich am Weg aufhalten.

Bisweilen brach in Hamburg sogar Pokémon-Panik aus. So etwa, als in der Nähe des Hammer Parks ein besonders seltenes Pokémon auftauchte und plötzlich alle Spieler versuchten, dieses zu fangen. Von außen dürfte diese Massenflucht, die in einem Video festgehalten wurde, einige verunsichert haben.

Doch nicht nur spontan, auch verabredet trafen sich in Hamburg Pokémon-Spieler. So gab es zum Beispiel einen Pokémon-Walk, bei dem Spieler gemeinsam einen Spaziergang machten. Der endete im Planten un Blomen und hatte schätzungsweise vierhundert Teilnehmer. Auch hier gibt es Bilder und Videos.

Man darf gespannt sein, ob der Trend auch nach dem Sommer noch anhält. Bis auf weiteres könnte die nächste Menschengruppe, die durch Hamburg rennt nicht nur eine Demo, ein Junggesellenabschied oder eine Gruppe Fußball-Fans sein, sondern auch eine Traube von Jägern virtueller Monster.

Unbemerkt

Eher mit klassischen Protestzügen dürfte es Hamburg beim G20-Gipfel im kommenden Jahr im Juli zu tun haben. Unbemerkt laufen im Hintergrund derzeit die Vorbereitungen auf das politische Großereignis, ebenso wie auf das OSZD-Treffen, das ebenfalls in unserer Stadt stattfindet, und zwar bereits im kommenden Dezember.

Einige CDU-Abgeordnete haben im zurückliegenden Monat den Senat zum aktuellen Planungstand befragt. Der Senat stellte dabei heraus, dass beides Veranstaltungen der Bundesregierung seien und somit auch die Vorbereitung in die Zuständigkeit der Bundesregierung falle. Deshalb gibt es vom Senat etwa noch keine Auskünfte, wie viele Medienvertreter erwartet werden. Dennoch konnte er einige Details nennen. Einige Zuständigkeiten liegen nämlich bei der Hansestadt. Die sei insbesondere für Sicherheit und Infrastruktur zuständig. Hinzu kommen unter anderem der „Bereich der zivilgesellschaftlichen Begleitung“, sowie die Öffentlichkeitsarbeit.

Aktuell arbeitet in der Senatskanzlei ein sechs Personen großer Arbeitsstab befristet bis zum 31. August 2017 an der Vorbereitung. Bei der Polizei gibt es einen Vorbereitungsstab von 15 Mitarbeitern, bei der Feuerwehr einen von vier Personen. Auch auf andere Mitarbeiter haben die Gipfel Auswirkungen. So ist in der Senatsantwort zu lesen: „Die Hamburger Polizei hat im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel für alle Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten sowie alle Verwaltungsbeschäftigten für den Zeitraum vom 22. Juni bis 9. Juli 2017 eine Urlaubssperre erlassen.“ Für das OSZE-Treffen gibt es keine generelle Urlaubssperre, wohl aber werden keine neuen Urlaubsanträge mehr bewilligt. Und auch bei der Hamburger Feuerwehr gibt es Urlaubssperren. Diese gelten vom 26. November bis 10. Dezember 2016 und vom 24. Juni 2017 bis 10. Juli 2017.

Um noch einmal auf die zu erwartenden Proteste zurückzukommen: Die Justizbehörde und die Behörde für Inneres befinden sich laut dem Senat in Gesprächen, um sicherzustellen, dass genug Plätze in Untersuchungshaftanstalten bestehen. Gegebenen Falls könnten dafür sogar stillgelegte Einheiten reaktiviert werden.

Und dann bliebe da natürlich noch die Frage aller Fragen, die aber unbeantwortet bleibt. Zu den Kosten heißt es: „Die Kosten des G20-Gipfels und deren Verteilung werden Gegenstand von Gesprächen zwischen dem Senat und der Bundesregierung sein. Im Übrigen stehen die Einzelheiten der Kosten und ihrer Veranschlagung im Haushalt noch nicht fest.“

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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