Trotz Rettungskampagne ist das Aus für die Hamburg Freezers nun besiegelt. Diese Woche schreckte die Sportfreunde in Hamburg zudem eine weitere Nachricht auf: Der Hamburger Sportbund (HSB) unterbricht die Verhandlungen mit der Stadt Hamburg über den neuen Sportfördervertrag. „Auch nach diesem dritten Gespräch gab es keine Vorschläge seitens der Behörde für Inneres und Sport, die für den HSB und den Hamburger Fußballverband akzeptabel waren und dem sportpolitischen Kompass der Stadt, der Dekadenstrategie, gerecht wurden“, so der HSB in seiner Mitteilung. Die Mopo sprach von einem „Herben Rückschlag für Hamburgs Amateursportler“.
Am heutigen Mittwoch (25.05.) diskutierte auf Antrag der opposition auch die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer Aktuellen Stunde über das Thema Sportstadt Hamburg. Die Oppositionsvertreter warfen dem Senat angesichts der aktuellen Ereignisse Versagen vor, wohingegen die Abgeordneten von SPD und Grünen betonten, dass die Lage nicht so schlecht sei, wie dargestellt und der Senat nicht für die jüngsten Rückschläge verantwortlich sei.
Auch Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) nahm in der Sitzung zur aktuellen Entwicklung Stellung. Wenn Unternehmen trotz guter Rahmenbedingungen die Förderung einstellen, habe das nichts mit der Sportpolitik zu tun, sondern sei eine unternehmerische Entscheidungen, auf die die Politik und die Stadt keinen Einfluss nehmen sollte, betonte Grote noch einmal seine Linie im Hinblick auf die Forderung, Teams wie den Freezers oder dem HSV Handball direkt beizuspringen. Der Freezers-Eigner AEG habe ihm im Gespräch mitgeteilt, dass es nicht an fehlender Unterstützung durch die Stadt oder den Rahmenbedingungen gelegen habe, dass man die Freezers abmelde. Der Sportsenator gab aber zu, es gebe in Hamburg ein Problem bei den Profiteams. Eine Ursache hierfür sei die Dominanz des Fußballs. Mit dem Neuaufbau des HSV Handball und den Hamburg Towers gäbe es aber auch positive Beispiele.
Auch zu den Gesprächen mit dem HSB äußerte sich der SPD-Politiker. So entsandte er eine kleine Spitze in Richtung Sportverbände: Ihm sei wichtig, dass von den Fördergeldern auch möglichst viel bei den Vereinen ankäme. Hier gäbe es in der Bürokratie der Verbände noch Optimierungsbedarf. Die Kommunikation des HSB empfinde er zudem als „merkwürdig“. Von einem Abbruch der Gespräche könne keine Rede sein, im Juli würde weiter verhandelt.

Andy Grote in der Aktuellen Stunde. Bild: Screenshot Bürgerschafts-Livestream.
Die Grünen-Abgeordnete Christiane Blömeke unterstrich dies: Sie habe die Verwandlungen anders als es in der Mitteilung des HSB wirke, nicht als gescheitert oder unterbrochen empfunden, sondern als „ins Stocken geraten“. Die Position des HSB, nun eine Pause zu machen und dies offensiv zu kommunizieren, sei jedoch im Rahmen üblicher Verhandlungen legitim. Sie sei überzeugt, dass es zu einer Einigung komme. Außerdem sagte Blömeke: „Aus dem Ende der Hamburg Freezers einen Abstieg des Breitensports oder der Sportstadt abzuleiten, ist Unfug.“ So sieht es auch SPD-Kollegin Juliane Timmermann: „Wir haben ein Problem im Ligasport und nicht im Sport in Hamburg.“ Den „Abgesang auf die Sportstadt Hamburg“ mache sie daher nicht mit. Weiterhin habe Hamburg die meisten Erst- und Zweitliga-Mannschaften. Das sei Erfolg der Sportpolitik. Außerdem sagte Timmermann: „Sport ist und bleibt eine Querschnittsaufgabe und nicht allein der Sporthaushalt ist dafür zuständig“.
Opposition: Senat räumt Sport keine Priorität mehr ein
Das Thema war von den Oppositionsparteien Linke, FDP und AfD in die Aktuelle Stunde eingebracht worden. Deren Vertreter kritisierten die Senatspolitik wenig überraschend. Mehmet Yıldız von der Linken warf direkt zu Beginn den Beteiligten vor, sich in der Diskussion zu sehr auf die Profivereine zu konzentrieren. Profivereine hätten kommerzielle Interessen und würden daher auch Probleme wie Doping erzeugen. Aufgabe sei vielmehr die Förderung des Breitensports und hier vor allem der Sportstätten. Er forderte den Senat auf, dem HSB ein verbessertes Angebot für einen Sportfördervertrag zu machen. Außerdem warnte er, die falschen Leute zu beschuldigen: Diejenigen, die gegen Olympia in Hamburg gestimmt hätten, würden als Sündenbock hingestellt. Es liege aber nicht an ihnen, dass die Vereine zu wenig Geld hätten.
Daniel Oetzel von der FDP hingegen kritisierte, dass sich die Regierung darauf ausruhe, dass viele Bürger als Breitensportler aktiv seien. Dies spreche nicht für eine gute Sportpolitik, sondern sei eine individuelle Entscheidung der Bürger. Die Ursachen für den Niedergang der Profiteams liegen laut Oetzel nicht an Entscheidungen von Investoren oder – da ist er auf Linie mit Yıldız – am Nein zu Olympia: „Das sind Symptome, nicht Ursachen“. Das Problem sieht der FDP-Abgeordnete vielmehr darin, dass die Regierung die Dekadenstrategie im Sport nicht weiter verfolge. Angestoßene Projekte würden kaum mit Nachdruck verfolgt.
CDU-Mann Thomas Kreuzmann betonte in seinem Redebeitrag, dass die Stadt Profivereinen vorübergehend helfen könne – über den Umweg der stadteigenen Unternehmen. Was der Sportsenator ablehne würde in anderen Teilen Deutschlands praktiziert, So würde Fortuna Düsseldorf etwa durch die Stadtwerke gesponsert. Eine solche Temporäre Lösung solle der Senat in Zukunft bei Fällen wie den Freezers in Betracht ziehen. Parteikollege André Trepoll sagte, der Verhandlungsstopp mit dem HSB käme zu einer Unzeit. Es hätte ein starkes Zeichen gebraucht. Stattdessen werde taktiert. Er forderte zudem, dass sich Bürgermeister Olaf Scholz zum Thema äußere.