Es steht schlecht um die Sportstadt Hamburg. Nachdem in der nun zurückliegenden Saison bereits die Handballer des HSV Hamburg ihre Bundesliga-Lizenz abgegeben haben und sich nach Ende der Spielzeit auch die Volleyballerinnen des VT Aurubis aus der Bundesliga zurückzogen erwischt es nun überraschend die nächste Nicht-Fußball-Erstligamannschaft aus Hamburg: Die Hamburg Freezers werden keine DEL-Lizenz für die Saison 2016/17 beantragen.
Das gab der Eishockey-Verein heute auf seiner Homepage bekannt. Demnach habe der Eigentümer entschieden, „nach derzeitigem Stand keine Lizenz für die DEL-Saison 2016/17 für das Team zu beantragen“. Der Eigentümer der Hamburg Freezers ist die Anschutz Entertainment Group (AEG), eine Tochter einer aus den US stammenden Unterhaltungs- und Sportfirma, die unter anderem auch Eigentümer der Barclaycard Arena in Hamburg ist, die das Unternehmen weiter betreiben will. Und: Die Anschutz Entertainment Group ist auch Besitzer der Eisbären Berlin.
Eigentümer beschränkt sich auf Eisbären Berlin
Und genau das ist das Problem: Hintergrund für den Freezers-Rückzug ist offenbar, dass sich das Unternehmen künftig nur noch auf ein Team beschränken will. In der Pressemitteilung der Freezers wird der Unternehmens-Geschäftsführer für Europa, Tom Miserendino, folgendermaßen zitiert:
„Trotz unseres soliden Engagements und eines stetigen Investments über die letzten 14 Jahre in Hamburg sehen wir uns weiterhin zahlreichen Schwierigkeiten ausgesetzt, die aus dem Besitz zweier Eishockey-Teams in ein und derselben Liga resultieren. Aufgrund dessen war es seit 2011 unser Ziel, uns auf ein Team zu beschränken.“ Seitdem habe man erfolglos versucht, einen Käufer für die Hamburg Freezers zu finden. Miserendino weiter: „Der Besitz von zwei Eishockey-Teams in derselben Liga stellt sich nicht mehr als gangbarer Weg dar, was bedauerlicherweise zu dieser schwierigen Entscheidungen geführt hat.“
Bis zum 24. Mai muss der Lizenzantrag für die kommende Spielzeit eingegangen sein. Eine solche will der aktuelle Eigentümer nur dann doch noch einreichen, wenn sich bis dahin ein passender Käufer für die Freezers findet. Mit anderen Worten: Entweder innerhalb weniger als einer Woche findet sich ein neuer Eigner, oder das war es mit Erstliga-Eishockey in Hamburg. Wie hoch ein potentieller Kaufpreis sein müsste, wird nicht gesagt. Der Etat des Vereins lag verschiedenen Quellen zufolge in den letzten Spielzeiten zwischen 7 und 11 Millionen Euro.
Rettung der Hamburg Freezers unwahrscheinlich
Möglich ist, dass AEG mit diesem öffentlichen Schritt eine nicht näher bekannte Verhandlungsposition mit einem potentiellen Käufer verbessern will. Denn die offizielle Ankündigung des Rückzugs noch vor der Lizenz-Beantragung schafft sowohl Zeitdruck als auch Druck seitens der Fans – und womöglich angesichts des drohenden erneuten Aus einer Hamburger Vorzeigemannschaft der Politik. Andererseits gibt es auch keine näher bekannten Spekulationen über einen möglichen Käufer.
Das Aus kommt zudem sehr überraschend. Auf der Website läuft ganz normal der Vorverkauf für Dauerkarten zur kommenden Spielzeit. Auch die Saison- und Kaderplanung soll wie gewohnt angelaufen sein. Uwe Frommhold, Geschäftsführer der Hamburg Freezers, klingt in der Vereins-Mitteilung zudem nicht so, als würde er noch daran glauben, dass in der kommenden Woche noch etwas passiert. Seine Worte klingen vielmehr wie eine Verabschiedung: „Wir möchten uns hiermit bei allen Mitarbeitern und Spielern für ihren Einsatz bedanken. Gleiches gilt für das Engagement und die Unterstützung der Fans und Partner der Hamburg Freezers. Mit ihrer einmaligen Stimmung haben sie das Team immer motiviert und unterstützt.“
In der vergangenen Spielzeit verpassten die Hamburg Freezers als Tabellen-Elfte den Einzug in die Playoffs. In den vier Jahren zuvor ging es immer mindestens ins Viertelfinale. 2014 erreichten die Freezers sogar (wie 2004) das Halbfinale, was den größten Erfolg der Vereinsgeschichte darstellt. Rund 9.000 Zuschauer besuchten die Heimspiele im Schnitt.