Feminismus ist hier und heute immer noch ein Randgruppenthema. Kein Label, mit dem man sich schmücken kann, sondern ein Begriff, der viele (auch Frauen) eher abschreckt und der mit vielen Klischees verbunden wird, die sich zum Leidwesen der wichtigen Sache einfach nicht abschütteln lassen. In vielen Köpfen geistert eben nach wie vor das Bild der radikalen, männerhassenden „Emanze“ mit Haaren auf den Zähnen und ewig erhobenem Zeigefinger herum. Eine abschreckende Vorstellung, die eine tatsächliche Auseinandersetzung damit, was Feminismus bedeutet und will, immer wieder extrem erschwert.
Dieser Problematik will sich die Kampagne „Wer braucht Feminismus?“ nun mit einer Fotoausstellung im Mercado Altona entgegenstellen. Die Organisatorinnen und Organisatoren, unter anderem die W3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik e.V. und das Frauenbildungszentrum DENKtRÄUME, holen den Feminismus aus der schlecht einsehbaren, klischeeverseuchten Ecke und stellen ihn mitten ins Foyer eines Einkaufcenters. So werden auch Menschen auf das Thema aufmerksam, die sich sonst nicht mit der Gleichstellung von Männern und Frauen befassen – denn nichts anderes bedeutet Feminismus in den Augen der Veranstalterinnen und Veranstalter. Und dass diese Gleichstellung leider immer noch nicht erreicht ist, macht die Ausstellung in Form persönlicher Statements deutlich.
Das inhaltliche Konzept der gezeigten Bilder ist einfach und daher auch im Vorbeigehen leicht zu verstehen: Menschen erklären in Form eines Fotostatements, warum sie persönlich den Feminismus für wichtig halten. Da ist zum Beispiel der Genderpädagoge Michael, der ein Schild in die Kamera hält, auf dem steht: „Ich brauche Feminismus, weil Geschlechterstereotype auch Jungen davon abhalten, sich frei zu entfalten und glücklich zu leben.“ Oder die Journalistin Kübra, die mit ihrem selbstgeschriebenen Schild auf den Zusammenhang zwischen Sexismus und sexueller Gewalt aufmerksam machen will. Mit Tine Wittler ist auch ein prominentes Testimonial dabei: Die RTL-Renovierungsexpertin spricht sich mit ihrem Statement gegen die öffentliche Be- und Verurteilung des weiblichen Körpers aus.
So werden in Form individueller Aussagen die wichtigsten Arbeitsthemen des heutigen Feminismus abgedeckt, vor allem verschiedene Aspekte der wirtschaftlichen und sozialen Gleichstellung sowie Sexismus (auch in den Medien) und Gewalt gegen Frauen. An die Ausstellung ist zudem eine Reihe von Diskussionen und Workshops gekoppelt, die sich mit diesen und anderen Aspekten des Themas befassen, wie zum Beispiel mit der Verschränkung von Sexismus und Rassismus oder dem feministischen Dialog der Generationen.
Übrigens geht die Idee zur Kampagne auf ein Projekt amerikanischer Studierender der Duke University zurück, die inzwischen über 10.000 Statements gesammelt haben. Auch der deutsche Ableger verfügt schon über einen beachtlichen Pool von über 1000 Statements, von denen im Mercado natürlich nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt werden kann. Auch ist jeder Besuche dazu aufgefordert, sich mit einem eigenen Statement in die Aktion „Wer braucht Feminismus“ einzubringen, das direkt vor Ort abgegeben werden kann.
Die Ausstellung geht noch bis zum 9. März. Täglich von 17-18 Uhr gibt es die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Organisationsteams persönlich zu sprechen.