Es gibt Neuigkeiten zu Olympia: Host-City-Vertrag, Forsa-Umfrage, Referendum

Bild: Andreas Grieß
Olympia in Hamburg

Nun ist es offiziell: Hamburg gehört seit Mittwoch beim IOC, zumindest sofern das Referendum Ende November nicht einen Rückzug erzwingt, zu den Kandidatenstädten für die Olympischen Sommerspiele 2024. Neben unserer Stadt bewerben sich noch Los Angeles, Paris, Rom und Budapest. Die kanadische Stadt Toronto hat bis zuletzt mit einer Bewerbung geliebäugelt, sie dann aber doch – vor allem aus Angst vor den Kosten – nicht eingereicht. Auch Baku gehört nicht zum Kandidatenkreis.

Zeitgleich mit der Liste der Bewerber veröffentlichte das IOC auch die Grundlagen für die Rahmenverträge, auch als Host-City Vertrag bekannt. Das sind mehrere hundert Seiten, wobei das IOC stolz betont, man habe den Umfang deutlich reduziert. Und tatsächlich wird ein solches Großereignis wohl vertraglich auch nicht mit einem Bierdeckel auskommen. Die Folge bleibt jedoch, dass sich wohl kaum einer alles durchlesen wird, was es umso leichter macht, Stimmung in die eine oder andere Richtung zu machen. Es wäre nicht überraschend, wenn einige der Einschätzungen zum Vertrag schon vor dessen Kenntnis geschrieben worden wären.

IOC fordert Steuerfreiheit – warum eigentlich?

Doch was steht nun drin? Die wichtigsten Punkte: Weiterhin verbleibt das Risiko bei den Betreibern der Spiele – und das ist eben nicht das IOC, sondern die Stadt und das Nationale Olympische Komitee (NOK), in Deutschland also der DOSB. Das ist mitunter kritisch, aber es war auch erwartbar. In vielen Regeln lässt sich das IOC zudem die Hoheit über seine „Marke“ Olympia zusichern – soweit ebenfalls noch erwartbar und wohl sogar verständlich, wenngleich teilweise etwas mühsam. Sich zusichern lässt das IOC neuerdings auch Pressefreiheit und faire Arbeitsbedingungen. Sollte die Betreibergesellschaft letztlich einen Überschuss erwirtschaften, würde dieser wie folgt aufgeteilt: 20 Prozent gingen an das NOK, und ebenso 20 Prozent an das IOC. Der Rest soll von der Betreibergesellschaft für sportive Zwecke in Gastgeberland ausgegeben werden.

Dem Gastgeber wird zuvor bereits Geld vom IOC zugesagt, das aus dem internationalen Programm sowie den TV-Geldern kommen soll. Die Rede ist von einmal 410 Millionen und einmal 855 Millionen US-Dollar. Insbesondere auf dieses Geld will das IOC keine Steuern zahlen. Das ist ein oft kritisierter Punkt und auch im neuen Regelwerk findet er sich. Auch Zahlungen an Athleten, Funktionäre, und so weiter sollen nicht im Gastgeberland versteuert werden, es sei denn, sie haben dort ihren Wohnsitz.

Wie das zu bewerten ist, muss jeder für sich entscheiden. Doch es lohnt, die Forderung zumindest einzuordnen. Sportler und Funktionäre müssen mögliche Einnahmen durch die Spiele (etwa durch Preisgelder) je nach Gesetzeslage in ihrer Heimat sehr wohl versteuern. Aber sie sollen, in Augen des IOC zum Wohle der Spiele, keine zusätzliche Steuer im Gastland zahlen, in dem sie womöglich nur einige Tage sind. Bei den großen Zahlungen des IOC an die Betreibergesellschaft geht es vor allem darum, dass die vorgesehene Geldsumme tatsächlich bei den Ausrichtern ankommt und nicht ein beachtlicher Teil durch Steuern abfließt, denn rechtlich sind IOC und Betreiber ja unterschiedliche Unternehmen. Das jedenfalls ist die Ausgangslage aus IOC-Sicht. Dem Gastgeberland gehen so sonst womöglich fällige, zusätzliche Einnahmen verloren. 

Bisher gab es wie eingangs erwähnt kritische wie positive Stimmen zum Vertrag. Von Seiten der Olympia-Befürworter gab es jedenfalls keine Verlautbarungen, dass man deshalb auf die Kandidatur verzichten wolle. Die Organisatoren wollen Details jedoch noch nicht kommentieren. Ob die Hamburger ihre Meinung durch das IOC-Werk ändern, muss sich zeigen, ist aber eher fraglich.

Weiter 63 Prozent pro Olympia

Wie die aktuelle Olympia-Stimmung ist, beziehungsweise die vom Anfang des Monats, zeigt derweil eine neue Umfrage. Durchgeführt wurde diese, wie die im Frühjahr, von Forsa. Auftraggeber war der DOSB. Der repräsentativen Befragung von 1000 Hamburgern zufolge begrüßen es 63 Prozent, wenn Hamburg sich um die Spiele bewirbt. 31 Prozent tun dies nicht. Damit hat sich die Stimmungslage seit der Forsa-Umfrage im Frühjahr kaum verschoben- anders als es jüngst andere Umfragen vermuten ließen, die jedoch keine genauen Hintergrundinformationen zur Erhebung veröffentlichten. Am Referendum teilnehmen wollen nach aktuellem Stand 63 Prozent „auf jeden Fall“ und 20 Prozent „wahrscheinlich“. Von diesen beiden Gruppen wollen Forsa zufolge 64 Prozent für die Bewerbung stimmen und 31 Prozent dagegen.

Die Zustimmung zu den Spielen ist bei den jüngeren Hamburgern tendenziell größer als bei älteren. Allerdings sind die Personen ab 60 tendenziell häufiger für Olympia in Hamburg, als die Altersgruppe der 45-59 Jährigen. Gemessen nach Parteipräferenz zeigt sich wenig überraschend, dass die Anhänger von CDU und SPD den Spielen positiv gegenüber stehen, die der Linke tendenziell kritisch. Die Grünen-Anhänger sind recht unentschieden, doch auch hier gibt es eine leichte Mehrheit an Befürwortern. Andere Parteipräfenenzen wurden von Forsa nicht aufgeführt.

Die meistgenannten Argumente für oder gegen Olympia in der Umfrage überraschen wenig, sind es doch jene, die bereits in der Diskussion vorherrschen. Auffällig ist allenfalls, dass nur sechs Prozent angeben, dass eine fehlende Nachhaltigkeit gegen Olympia spreche. Gerade den Aspekt der Nachhaltigkeit versuchen die Planer – offenbar erfolgreich – ins Zentrum ihres Konzeptes zu rücken.

Hälfte der Hamburger fühlt sich nicht ausreichend informiert

Fast die Hälfte der Hamburger findet übrigens, dass sie noch nicht ausreichend zu den Olympia-Plänen informiert sei. Welche Informationen ihnen fehlen und wo sie sich informieren, zeigt die nachfolgende Infografik:

Infografik: Wie sich Hamburg seine Meinung zu Olympia bildet | Statista

Unabhängig davon und unabhängig von ihrer eigenen Einstellung zu den Spielen glauben laut Forsa 74 Prozent der Hamburger, dass es im Bürgerentscheid eine Mehrheit für die Spiele geben wird. Dass es einen Bürgerentscheid geben wird, wissen laut der Umfrage bereits 72 Prozent.

Referendum mit Briefwahl Opt-out

Auch zu dem Referendum gibt es Neuigkeiten. So wird keiner eine Briefwahl beantragen müssen. Die Abstimmungsbenachrichtigungen werden ab Ende Oktober versandt, dabei sein werden auch direkt Briefwahl-Unterlagen. Wer dennoch klassisch im Wahllokal abstimmen will, kann das am Wahltag, dem 29. November, tun. In welcher der 200 Abstimmungsstellen ist dabei egal.

Dieses Verfahren dürfte die Wahlbeteiligung höher ausfallen lassen, was der Stadt womöglich aus zweierlei Gründen gefallen wird. Neben der allgemein gern gesehen hohen Beteiligung dürfte eine hohe Stimmzahl eher den Befürwortern helfen, da Kritiker klassischer Weise leichter mobilisieren können. Zudem muss für ein „Ja“ ein Quorum erreicht werden.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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