Jobs in Hamburg: Bananenreifer (m/w)

Bilder: Inga Zimmermann
Netzleben

Derzeit bin ich auf Jobsuche. Mein Studium ist abgeschlossen und ich möchte nun all das theoretische Wissen praktisch anwenden und auf meine bereits vorhandenen Berufserfahrungen aufbauen. Meine Suche nach passenden Stellen ergibt dabei manchmal echt lustige Ergebnisse. So etwa diese: In Hamburg wird derzeit ein Bananenreifer gesucht. Ich war sofort begeistert!

Wie sollte ich meine Bewerbung angehen? Sollte ich vorher anrufen, um mein Interesse zu bekunden und herauszubekommen, welche Qualifikationen ich wohl in meinem Motivationsschreiben besonders hervorheben sollte? In der Regel gehe ich bei Bewerbungsschreiben nach einer Methode vor, die ich anfangs noch belächelt hatte: Ich markiere die gefragten Qualifikationen und Aufgaben farbig. Grün ist das, was ich kann. Rot, wo es mir an Kenntnissen fehlt beziehungsweise, die ich ungern als besonders gut darstellen mochte. Lila, blau oder orange sind das, was ich mehr oder weniger gut kann, aber noch Ausbaupotenzial besitzt. So also gehe ich auch bei dieser Ausschreibung vor:

Ich kenne mich gut mit Obst und Gemüse aus. Beide sind schließlich Bestandteil der meisten meiner Lebensmitteleinkäufe. Ich esse es sehr gerne, entweder gekocht oder auch als Rohkost. Laut Stellenausschreibung sind – oh Wunder – Kenntnisse über Bananen von Vorteil. Nun, Bananen esse ich als Sportler besonders gerne – sie sind schließlich wertvolle Nährstofflieferanten und machen auch gut satt. Wenn ich vor dem Frühstück laufen gehe, esse ich oft eine Banane, um nicht schlapp zu machen.

Engagierter und eigenverantwortlicher Arbeitsstil, den habe ich. Letzteres erlernt jeder Student recht schnell. Ersteres: Hey, es geht um Bananen, na klar! Nicht umsonst fahren die Minions so auf Bananen ab, sie sind super! Banana!

Teamorientiertes Verhalten. Das ist auch eine meiner Eigenschaften und kann ich durch diverse Praxiserfahrungen nachweisen.

Gute IT-Kenntnisse – hier weiß ich nicht ganz genau, welche IT-Kenntnisse gefragt sind. Etwa Apple-Geräte und Orange-Software? Am besten gebe ich hier einfach die Kenntnisse an, die ich habe. Vielleicht passt das ja.

Sehr gutes technisches Verständnis für die Reifesystematik. Ich würde es nicht als technisches Verständnis als solches bezeichnen, aber ich lege die Äpfel immer weg von dem anderen Obst, damit es nicht so schnell reift. Aber ich habe auch schon andere Weisheiten gehört und weiß noch nicht einmal, ob meine stimmt.

Das Angebot des Unternehmens erscheint – neben der Tätigkeit als Bananenreifer als solche – sehr attraktiv: sicherer Arbeitsplatz und eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Tätigkeit in einem teamorientierten Arbeitsklima. Doch welches Unternehmen schreibt das nicht?

Bananenreifer1

Ich hab mich dann aber doch nicht getraut…

Zugegeben, ich habe meine Bewerbung dann doch nicht abgeschickt. Einerseits wäre es natürlich fantastisch, auf die Frage nach dem Beruf „Bananenreifer“ sagen zu können – wirklich, allein deswegen hadere ich immer noch damit, mich zu bewerben – aber mein bisheriger Lebensweg hat mich in andere Richtungen geführt. Die Banane wird wohl (erstmal) nur eine leckere Speise für mich bleiben und in meinen Berufsalltag nicht allzu sehr integriert sein.

Der Beruf des Bananenreifers scheint im Übrigen mehr zu beinhalten, als dass es reichen würde, dass man Bananen gerne isst. Es braucht Kenntnisse über Lagerlogistik und Temperatur, Belüftung und Licht, aber auch verschiedene Gase spielen immense Rollen in den Reifeprozessen der Früchte. Bananen können nämlich auch eine Zeit lang (wohl noch sehr grün) hier in Deutschland gelagert werden, bevor der Prozess der Reife initiiert wird und sie das so bekannte, ansprechende Gelb erhalten. Ein sensibles Händchen scheint gefragt, vielleicht wäre ich echt nicht so geeignet, da mir so oft Bananen in Taschen zerquetschen.

Das Unternehmen, welches gerade die freie Stelle besetzen möchte, bildet übrigens meiner Recherche nach nicht zum Bananenreifer aus. Ich hätte mir wohl alles selber aneignen müssen. Aber: Laut einem dürftigen Eintrag in der Wikipedia gibt es in Hamburg eine Ausbildungsstätte für Bananenreifer. Es muss hier also bestimmt jemanden geben, der jemanden kennt, der Bananenreifer ist. Er oder sie darf sich gerne melden!

Über

“Wenn Deutschland, dann Hamburg.” Am liebsten zumindest. Auch wenn es gerade nicht Deutschland ist, Hamburg ist das Zuhause im Herzen. Hier bei Elbmelancholie kann Inga über ihre Erlebnisse in der Hansestadt Hamburg und Gedanken zu den hiesigen Geschehnissen berichten. Stellvertretende Redaktionsleiterin von Elbmelancholie

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