Psst! Streng geheim! – Film-Test-Screening

Bild: Inga Zimmermann
Kunst und Kultur

Diesen Artikel darf es eigentlich gar nicht geben, denn ich darf euch nichts erzählen. Nichts davon, was ich gesehen habe. Nichts von denen, die mitspielten. Nichts davon, was die Handlung war. Richtig, es handelt sich um einen Film, den ich gesehen habe. Da ich euch aber nichts über diesen erzählen darf, erzähle ich euch von den anderen Dingen, die Drumherum um den Film passierten. Das mag nicht spannend klingen. Warum sollte es unsere kostbare Zeit wert sein, einen Text über eine Filmvorführung zu lesen, bei der es nicht um den Film geht?

Ich verrate es euch: Ich habe einen Kinofilm gesehen, der erst in ein paar Monaten in den Kinos erscheinen wird und es handelte sich nicht um eine Sneak Preview. Es war ein sogenanntes Test-Screening, bei dem meine Meinung gefragt war. Doch warum meine? Vor knapp anderthalb Jahren bekam ich vor einem Kinobesuch einen Zettel in die Hand gedrückt, bei dem Teilnehmer für ein eben solches Test-Screening gesucht wurden. Leider hatte ich damals keine Zeit für diesen Tag, trug mich jedoch in den Email-Verteiler ein, um über weitere mögliche Test-Screenings informiert zu werden. Nun hatte es geklappt, ich gehörte zur Zielgruppe und hatte an besagtem Tag auch Zeit. Für den Film wurden jeweils gleich verteilt Männer und Frauen über alle Altersgruppen gesucht.

Ich hatte Glück und las meine Einladungsemail rechtzeitig, fand den kurz beschriebenen Film und dessen Handlung recht interessant und konnte mich erfolgreich für das Test-Screening anmelden. Anders als normalerweise im Kino stellte ich mich nun im Mundsburg-Center an eine Schlange, um meinen Namen aus einer Liste auszuwählen und dahinter zu unterschreiben. Mit dieser Unterschrift bestätigte ich, dass ich keinerlei Informationen über den Film weitererzählen würde. Im Gegenzug bekam ich eine abreißbare, kleine rote Eintrittskarte – ohne Sitzplatzreservierung. Es lohnt sich also, rechtzeitig dort zu sein, sollte man mit mehreren Leuten gemeinsam kommen.

Eintrittskarte

Die Eintrittskarte für den Kinofilm. Mal was anderes.

Vor dem Filmstart wurde keine Werbung gezeigt, sondern es kam nur kurz eine Mitarbeiterin mit Mikrofon vor die Leinwand, um das Prozedere kurz zu erläutern. Der Film, den wir sehen würden, sei nun erstmalig in seiner Produktion an der Stufe, dass er auf einer Leinwand geguckt werden könne. Wir sollten über etwaige technische Mängel hinwegsehen und im Anschluss unsere Meinung zu dem Inhalt und den einzelnen Szenen des Filmes weitergeben. Aus „versicherungstechnischen Gründen“ würde mit bestimmten Geräten kontrolliert, dass keine Aufzeichnungen oder Mitschnitte gemacht würden. Ebenfalls standen über den gesamten Saal verteilt „Aufpasser“ in schicker Kleidung. Uns wurden noch die Namen des Regisseurs und zweier Hauptdarsteller genannt und dann ging es auch schon los mit dem Film.

Der Film unterschied sich in seiner Qualität für mein Laienauge kaum von einem fertiggestelltem Film; lediglich ab und zu waren Zeitangaben oder ähnliches in einer Ecke zu sehen. Es machte Spaß, besonders kritisch die Szenen zu verfolgen und sich während des Filmes im Kopf zu sagen, „dies hier gefällt mir gar nicht“ oder „wenn hier jetzt noch dies oder das so wäre (etwa andere Musik), dann wäre es eine perfekte Szene“.

Im Anschluss an den Film wurden Fragebögen und Stifte verteilt, die beim Herausgehen ausgefüllt abgegeben wurden. Im Fragebogen erkundigte man sich nach den besten, den schlechtesten Szenen und nach der allgemeinen Meinung zum Film. Ebenfalls wurden Hintergrundinformationen zur Person wie Demographie und bereits gesehene Kinofilme abgefragt. Ich bin gespannt, was von den vielen Szenen noch herausgeschnitten oder geändert wird – und wie viel die Meinung dieser Test-Screening-Besucher letztendlich zählt. Vielleicht hatten die anderen Besucher eine ganz andere Meinung als ich?

Es war eine etwas andere Kinoerfahrung, ähnlich einer Sneak Preview, bei der man nicht über den jeweiligen Film entscheidet. Zusätzlich wurde ich nach meiner Meinung gefragt. Nicht die Meinung, wenn ich Freunden einen Film weiterempfehle. Sondern die Meinung, die das Endprodukt, den Kinofilm, besser machen soll. Ich denke zwar, dass meine Gedanken hier nicht ausschlaggebend sein werden, aber wer weiß das schon. Mir gefiel der gesehene Film, ich würde ihn so auch meinen Freunden weiterempfehlen. Er war für mich unterhaltsam, lustig und etwas tiefgründig und nachdenklich stimmend. Dennoch glaube ich, dass diesem Film bis jetzt noch das gewisse Etwas fehlt, um ihn zu einem richtig guten Film zu machen. Ich bin gespannt, ob das Test-Screening hierbei helfen wird.

Über

“Wenn Deutschland, dann Hamburg.” Am liebsten zumindest. Auch wenn es gerade nicht Deutschland ist, Hamburg ist das Zuhause im Herzen. Hier bei Elbmelancholie kann Inga über ihre Erlebnisse in der Hansestadt Hamburg und Gedanken zu den hiesigen Geschehnissen berichten. Stellvertretende Redaktionsleiterin von Elbmelancholie

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