Hamburg-Tatort „Frohe Ostern Falke“

Bild: NDR/Christine Schroeder
Kunst und Kultur

Am Ostermontag zeigt das Erste den Tatort „Frohe Ostern, Falke“. Darin kehrt der von Wotan Wilke Möhring gespielte Ermittler Thorsten Falke nach zwei Jahren und drei TV-Fällen in Niedersachsen wieder nach Hamburg zurück. Außer ein paar Szenen am Jungfernstieg und der Reeperbahn sieht man jedoch nicht viel von unserer Stadt. Dafür bietet der Film jedoch eine ausgesprochen spannende Handlung.

Eine Aktivistengruppe überfällt eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Anders als bei bisherigen Aktionen dieser „Bad Easter Bunnies“ kommen jedoch echte Waffen zum Einsatz, womit auch nicht alle der Aktivisten einverstanden sind. Wie nicht anders zu erwarten ist, gerät die Aktion so schnell aus dem Ruder und es gibt Tote. Aus der inszenierten Protestaktion wird eine echte Geiselnahme. Mittendrin: Falkes Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller), die per Handy Kontakt zu Falke aufnimmt. Gemeinsam mit weiteren Kollegen der an Ostern spärlich besetzten Polizeistation und einem Kontakt Falkes, der früher bei den Aktivisten mitwirkte, versuchen sie, die Geiseln zu retten und die Motive hinter der Aktion zu ermitteln. Steckt etwa mehr hinter dem Sinneswandel der „Bad Easter Bunnies“?

Nach nur wenigen Minuten Vorspiel, in dem wie bereits in den letzten beiden Fällen der Ermittler das Thema Flüchtlinge – dieses Mal jedoch nur am Rand – angesprochen wird, geht es so bereits zur eigentlichen Handlung, die überwiegend nur an einem einzelnen Schauplatz und in beinahe Echtzeit spielt. Wird zuvor noch kurz einmal mehr als Running Gag eine Anspielung auf Falkes Vorliebe zu Milch gemacht und sogar erstmals nach dem ersten Teil auch wieder Falkes Sohn, zu dem er keinen Kontakt hat, angesprochen, bleibt nun kein Platz mehr für Anspielungen oder Nebenhandlungen. Das verstärkt die Spannung.

Diese ergibt sich vor allem aus der unklaren Gemengelage. Die Motive liegen weitestgehend im Dunkeln. Schwer vorherzusehen ist zudem, wie die einzelnen Akteure handeln: Falke von außen und Lorenz innerhalb der Geiselsituation einerseits, aber auch die Aktivisten, insbesondere diejenigen, die mit der Aktion so nicht einverstanden sind, können weitere Wendungen einbringen. Und nachdem die Fronten einmal klar scheinen, treten weitere Akteure auf, die nicht einfach zu durchschauen sind. So bleibt die Handlung bis zuletzt unvorhersehbar.

Im Vergleich zu den bisherigen Fällen des Duos Falke/Lorenz kommen in diesem zudem Waffen – und gemeint sind keine ferngesteuerten Killerdrohnen – so prominent vor, dass man zwischendurch Angst bekommt, ein testosterongeladener Til Schweiger alias Nick Tschiller könnte in Amtshilfe dazu preschen. Ein Gastauftritt des anderen Hamburger Tatort-Kommissars bleibt jedoch aus. Es macht den Film nicht schlechter. Durchweg gute Leistungen zeigen einmal mehr die Darsteller. Hervorzuheben ist in diesem Fall vor allem Petra Schmidt-Schaller. Schade, dass sie nur noch in diesem und den folgenden Tatort des Teams zu sehen sein wird und dann durch Franziska Weisz ersetzt wird, wie zuletzt zu erfahren war.

Regisseur im aktuellen Tatort ist Thomas Stiller, der auch das Drehbuch verfasste. Er greift in einer Szene zu einem besonderen Kniff: Während in anderen deutschen Filmen die Akteure E-Mails oder SMS noch immer laut vor sich hin lesen, damit der Zuschauer den Inhalt dieser erfährt, werden sie in „Frohe Ostern Falke“ als solche eingeblendet und der Zuschauer muss diese selbst lesen. Apropos mitlesen: Einen Seitenhieb auf die jüngere Geschichte gibt es schon noch während der Ermittlungen: Als die Polizei versucht ein Handy zu orten und dies nach dem Geschmack von Thorsten Falke zu lange dauert, sagt er: „Ruf bei der NSA an, dann geht das vielleicht schneller!“

Nicht die US-Geheimdienste, wohl aber den Fernseher einzuschalten, lohnt sich für diesen Fall am Ostermontag jedoch allemal.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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