Die Hamburg Towers haben am Ostermontag ihr ersten Heim-Play-Off-Spiel der Vereinsgeschichte mit 61:70 verloren. Die Hamburger hielten das Spiel lange offen, konnten aber zu keiner Zeit der Begegnung in Führung gehen. In der best-of-five Serie steht es damit nun 2:0 für die Favoriten aus Würzburg.
Die Ausgangslage am Montagabend in Wilhelmsburg war klar: In Würzburg hatte es zwei Tage zuvor die erwartete Niederlage gegen die s.Oliver Baskets gegeben. Im Heimspiel galt es daher auszugleichen, um die favorisierten Würzburger in mindestens ein viertes Spiel und somit ein zweites Spiel in Hamburg zu zwingen. Doch nicht nur, dass die Gäste in der regulären Saison deutlich souveräner auftraten als der ProA-Neuling aus Hamburg. Dem Heim-Team fehlten mit Will Barnes, Janis Stielow und Rene Kindzeka drei Spieler verletzungsbedingt, auch Robert Ferguson konnte nur angeschlagen antreten. Dies auszugleichen versuchten die Towers-Fans, die jedoch ihrerseits ordentlich Kontra von rund 100 mitgereisten Würzburger Fans bekamen.
Beiden Mannschaften merkte man zu Beginn des Spiels die Nervosität an, was zu einigen Ballverlusten und vergebenen Chancen auf beiden Seiten führte. Die lauten Hamburger Fans mussten sich bis in die vierte Spielminute gedulden, bis Michael Wenzl endlich die ersten Punkte der Towers zum 2:6 erzielte. Von da an entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der weiterhin von vielen Fehlern beider Teams geprägt war. Schon nach dem ersten Viertel, das mit 11:14 aus Sicht der Hamburger endete, war absehbar, dass die Begegnung nichts für Feinschmecker werden würde – vielmehr sollte sich ein sehr kampfbetontes, aber faires Spiel entwickeln.
Michael Wenzl treibt sein Team an
Ähnlich wie im dritten Viertel in Würzburg verschliefen die Towers die ersten Minuten der zweiten zehn Minuten und lagen schnell mit 13:23 im Hintertreffen. Doch nachdem Coach Attarbashi sein Team nach einer frühen Auszeit wieder auf das Feld schickte, war vor allem Michael Wenzl wie ausgewechselt: Egal ob Punkte, Assists oder Rebounds – Wenzl war sowohl offensiv als auch defensiv an fast allen guten Aktionen beteiligt und hielt die Towers so im Spiel. Durch seine Aktionen schien er das gesamte Team wieder geweckt zu haben, bekam er während der letzten drei Minuten doch tatkräftige Unterstützung seiner Teamkollegen.
Trotz viel Pech im Abschluss und sehr schlechten Quoten von der Freiwurflinie sowie aus dem Drei-Punkte Bereich konnten die Hamburg Towers zur Halbzeit auf 36:38 verkürzen, was auch an der deutlichen Überlegenheit am Brett lag. Das Reboundduell entschied das Heimteam in der ersten Halbzeit mit 25:16 für sich.
Nach der Pause begann das Team von Coach Attarbashi konzentriert und konnte nach wenigen Minuten zum 42:42 durch Michael Wenzl ausgleichen. Obwohl auf beiden Seiten die Defensive viele leichte Würfe zuließ, blieben die Wurfquoten niedrig: Exemplarisch dafür Bazoumana Kone, der mehrmals frei stehend nur den Ring traf und seinen Frust darüber kurz vor der letzten Viertelpause an Jason Dourisseau auslässt, wofür beide Spieler mit einem technischen Foul bestraft wurden.
Fans feiern ihr Team trotz Niederlage
Im letzten Viertel war im Inselpark weiter Hoffen angesagt: Obwohl Ferguson offensiv durch seine Verletzung stark eingeschränkt auftrat und Kone weiter Backsteine wirft, liegt Hamburg fünf Minuten vor Schluss nur mit vier Punkten zurück. Zu diesem Zeitpunkt haben die Fans längst gemerkt, dass die Towers heute mehr als nur mitspielen. Und spätestens nachdem Terry Thomas nach schönem Assist von Michael Wenzl den Ball spektakulär durch den Ring stopft, hält es niemanden mehr auf den Sitzen.
Coach Attarbashi treibt sein Team lautsark weiter an und versucht während der letzten Minuten, durch eine Ganzfeldpresse den Druck auf die Würzburger zu erhöhen. Doch diese lassen sich davon nicht beeindrucken: Carlos Medlock lässt sich von der gesamten Hamburger Defense nicht aufhalten und schließt kurz vor Schluss elegant per Layup ab. In den letzten zwei Minuten schaffen es die Gäste doch noch einen klaren Vorsprung zu erarbeiten. Beim Schlusston steht es 61:70. Nach der Niederlage im Heimspiel steht es in der Play-Off-Serie nun 2:0 für Würzburg, das nur noch einen Sieg braucht, um das Duell für sich zu entscheiden. Die Chance dazu hat der Aufstiegsfavorit bereits am kommenden Freitag. Sollte den Towers dort jedoch ein Sieg gelingen, würde am Sonntag ein weiteres Spiel ausgetragen – dann wieder in Wilhelmsburg.
Die Heimfans feierten ihr Team am Montag auch nachdem die Niederlage feststand weiter und bedankten sich so im womöglich letzten Heimspiel der Saison für eine erste Spielzeit mit vielen Hochs- und Tiefs. Dem Team rund um Pascal Roller ist es gelungen, in Wilhelmsburg eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, die mehr ist als ein Retortenteam und sich bislang treue und begeisterte Fans erarbeitet hat.
Vorbereitungen für die nächste Saison laufen bereits
Dass diese doch noch ein weiteres Heimspiel in dieser Saison genießen dürfen, darauf hofft besagter Pascal Roller. Er betonte nach der Begegnung am Ostermontag zwar, ein Sieg in Würzburg würde „ungemein schwer“. Dennoch sieht der Towers-Geschäftsführer und Ex-Nationalspieler eine Rest-Chance auf ein weiteres Spiel in Wilhelmsburg und stellt fest: „Wir haben in Würzburg jetzt defakto nichts zu verlieren.“
Auch Trainer Hamed Attarbashi ist nicht bereit, die Saison bereits als beendet anzusehen: „Wir fahren am Freitag da hin, um alles zu geben.“ Auf gar keinen Fall, werde man mit einer „mir-ist-alles-egal-Einstellung“ antreten. Nach dem Heimspiel seien Team und Trainer zunächst jedoch enttäuscht ob der Niederlage, gab Attarbashi zu. „Als Mensch“ könne er aber auch stolz sein, schob er hinterher. Man habe gesehen, dass selbst ein Favorit wie Würzburg nicht einfach so in Wilhelmsburg gewinne, selbst wenn sein Team mit schlechten Trefferquoten wie am Montag aufwartet (nur einer von sechszehn Dreiern gelang!): „Ich glaube, die sind ganz schön froh, dass sie heute gewonnen haben. Die wollten nicht nochmal hier her.“
Ob die Würzburger das müssen oder nicht, muss sich freilich noch zeigen. Das letzte Heimspiel von Hamed Attarbashi war die Begegnung gegen die Baskets auf jeden Fall nicht, denn in der vergangenen Woche wurde sein Vertrag verlängert. Dazu sagte Pascal Roller am Montag: „Wir wollten mit der Vertragsverlängerung Hamed gegenüber ein klares Zeichen setzen.“ Man wolle auf Kontinuität setzen und mit Hamed Attarbashi nach der Saison die Kaderplanung für die kommende Saison vorantreiben. Mit anderen Worten: Der nächste Anlauf auf die Play-Offs ist bereits in der Vorbereitung.
Mitarbeit: Andreas Grieß
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