Eine Woche zum vergessen, die man so schnell nicht vergisst

Bild: Inga Zimmermann
Wochenrückblicke

Das neue Jahr ist in der zurückliegenden Woche endgültig gestartet. Die Politik beginnt mit dem Wahlkampf in Hamburg, als “Tegida” demonstrieren tausende Hamburger für Toleranz, es gibt Neuigkeiten zur Olympiabewerbung und zum neuen Bahnhof Altona/Diebsteich. Das alles überschattende Ereignis der Woche passierte jedoch in Paris. Der dortige Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und später die Geiselnahme und die Polizeizugriffe berührten auch viele Hamburger. Die Ereignisse und ihre Folgen werden die Nachrichten und den gesellschaftlichen Diskurs wohl noch das ganze Jahr bestimmen.

Paris überlegt übrigens, sich um die Olympischen Spiele 2024 zu bewerben, die auch Hamburg austragen möchte. Eine endgültige Entscheidung in Frankreich ist noch nicht getroffen, die Ereignisse aus dieser Woche werden sicher in den Überlegungen eine Rolle spielen. Als US-Kandidat für die Spiele steht indes seit Donnerstag die Stadt Boston fest. Wie auch in Deutschland, wo sich Hamburg und Berlin zunächst national miteinander messen, setzte sich auch Boston in einer nationalen Ausscheidung, unter anderem gegen Washington und San Francisco durch.

In Boston gab es, wie viele sicher noch in Erinnerung haben, vor nicht so langer Zeit ebenfalls ein Attentat – und zwar auf den dortigen Marathon. Der Fakt, dass Boston nun dennoch Olympia austragen will, zeigt, dass sich Städte nicht vom Terror einschüchtern lassen sollten – und es nicht tun. Boston gilt in Fachkreisen als Favorit für den Zuschlag. Sollten die Spiele tatsächlich an die US-Stadt gehen, würden eine europäische Stadt für 2028 umso größere Chancen haben. Hamburgs Verantwortliche kündigten ja bereits an, sich bei einer Niederlage auch für diese Spiele bewerben zu wollen.

Bis dahin könnte zudem mehr des geplanten erweiterten Nahverkehrs fertig sein. Voraussetzung wäre natürlich, dass im Hinblick auf den Ausbau endlich Einigkeit herrscht. Das Busbeschleunigungsprogramm der SPD jedenfalls steht weiter in der Kritik. Die Initiative „Stopp des Busbeschleunigungsprogramms“ hat die erforderlichen 10.000 Unterschriften erreicht, um ihr Anliegen an die Bürgerschaft weiterzureichen. Wenn diese es nicht übernimmt, was sehr auf die kommenden Mehrheitsverhältnisse ankommen wird, könnte die Initiative ein Volksbegehren starten. Dann bräuchte sie jedoch mehr als das Sechsfache an Unterschriften.

Auch die Oppositionsparteien positionieren sich auf Plakaten zum Teil deutlich gegen die Busbeschleunigung. In der zurückliegenden Woche starteten nun die meisten Spitzenkandidaten den Straßenwahlkampf und bekamen dabei promintente Partei-Unterstützung. Die CDU präsentierte übrigens ironischer Weise ausgerechnet einen Bus für ihre Auftritte. Kanzlerin Merkel versuchte mit einem Hamburg-Besuch den CDU-Kandidaten Wersich zu unterstützen, hielt sich am Donnerstag wohl auch aufgrund der Situation in Frankreich jedoch zurück. Auch Bürgermeister Scholz rief zum Wahlkampfauftakt auf und ließ sich zu diesem Anlass von den SPD-Ministerpräsidenten der umliegenden Bundesländer besuchen. Am Samstag besuchte zudem AfD-Chef Lucke unsere Stadt und bekräftigte das Ziel seiner Partei, erstmals in einem westlichen Bundesland ins Parlament einzuziehen.

Kommen wir zu etwas anderem: Wie mittlerweile bekannt ist, wird die Bahn den Fernbahnhof Altona nach Diebsteich verlegen. Einen Architektur-Wettbewerb für das neue Gebäude soll es jedoch nicht geben, wie das Abendblatt berichtet. Die Bahn habe der Stadt “unmissverständlich mitgeteilt, dass sie einen städtebaulichen oder architektonischen Wettbewerb angesichts der Rahmenbedingungen nicht für notwendig erachte”. Vielleicht bleiben so wenigstens Ereignisse aus, wie in Berlin, wo der neue Bahnhof beim ersten Sturm direkt Schäden zu verbuchen hatte. Und Stürme gibt es bekanntlich auch in Hamburg, wie uns diese Woche einmal mehr zeigte. Seit Freitag pustete es kräftig, zum Teil fielen Züge aus.

In der Nacht zum Sonntag holten uns dann ein weiteres Mal die Ereignisse aus Paris ein: Auf die Mopo wurde ein Brandanschlag verübt. Menschen wurden nicht verletzt. „Wir sind schockiert über den Brandanschlag auf unser Verlagshaus“, sagt Chefredakteur Frank Niggemeier in einer Stellungnahme. Ob ein Zusammenhang mit den Ereignissen der Woche besteht, ist noch ungeklärt.

Trotz allem wünschen wir eine gute und vor allem auch friedliche neue Woche. Vielleicht kann man sich in der ja mal wieder das Miniatur-Wunderland anschauen. Das lädt zur Zeit mit einer speziellen Aktion auch all diejenigen ein, denen das nötige Geld für den Eintritt fehlt.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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