Dieses Wochenende fand eines der Großevents dieses Jahres statt. Doch nicht in Hamburg, sondern in Berlin. Mit zahlreichen Aktionen wurde in der Hauptstadt an den Mauerfall vor 25 Jahren erinnert, allen voran mit einer Lichterkette von kompostierbaren Ballons, die entlang der früheren Mauer verlief. Aus diesem Grund zeigt unser dieswöchiges Titelbild Berlin und nicht Hamburg. Wusstet ihr, dass Hamburg für die damaligen Westberliner ein beliebter Zweitwohnsitz war? Doch warum? War Hamburg damals für die Westberliner schon die schönste Stadt der Welt? Diese Tatsache, die Attraktivität unserer Hansestadt, ist ganz sicher einer der Gründe, um die Argumentation mit unserem Hamburger ja fast schon sturen Stolz zu stützen.
Früher und heute: Westberliner in Hamburg
Doch es gab noch einen viel simpleren Grund, denn der politische Status der Westberliner unterschied sich von dem der Bundesbürger in Hamburg. Sie hatten ein andersfarbiges Ausweisdokument, ihnen wurde die Wehrpflicht verwehrt und sie wohnten umzingelt von einer streng bewachten Mauer. Ein Westberliner hatte in der Regel ein Ausweisdokument ohne Bundesadler und ohne den Vermerk „Bundesrepublik Deutschland“, als „Behelfsmäßiger Personalausweis“ betitelt. Zusätzlich konnten sie sich einen Reisepass ausstellen lassen, der von einer Außenstelle des Bundesinnenministeriums mit Westberliner ausgegeben wurde – welcher aber von der DDR und anderen Ostblockstaaten bei Reisen nicht anerkannt wurde. Ein Zweitwohnsitz in Hamburg brachte den Vorteil, dass man einen „normalen“ Reisepass der Bundesrepublik Deutschland erhalten konnte, welcher überall anerkannt wurde. Ein zweiter Vorteil als Zweitwohnsitz-Hamburger war die Wahlberechtigung bei den Bundestagswahlen – denn warum sollte man seine Stimme verschenken?
Heute leben wir in einem geeinten Deutschland, jeder Deutsche darf den Bundestag wählen und besitzt einen grünen Personalausweis oder roten Reisepass. Wenn ein Berliner einen Zweitwohnsitz in Hamburg beantragen möchte, hat er oder sie heute meist mit bürokratischen Hürden zu kämpfen, wie unser Autor Andreas von einiger Zeit berichtete. Es scheint, als klangen die früheren Argumente attraktiver für eine Zweitwohnsitz in Hamburg. Doch, mal ehrlich, warum braucht man einen Zweitwohnsitz in Hamburg, wenn man hier seine Erstwohnsitz haben kann?
Ukraine-Krise in Hamburg
Dieser Sonntag steht symbolisch für die Überwindung des Kalten Krieges, symbolisch erinnert er uns an friedliche Streitlösungen. Die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine ließen zahlreiche Medien von einem neuen Kalten Krieg sprechen, wobei hier der Begriff „Cool War“ treffender erscheint. Die Ukraine-Krise ist derzeit vielerorts ein Thema in Hamburg. So wurde bereits am 30. Oktober in einer Podiumsdiskussion in der Hamburger Universität über die Rolle der EU in ihrer Nachbarschaft nachgedacht. Manuel Sarrazin, MdB, moderierte das Gespräch zwischen Juri Durkot, freier Journalist aus der Ukraine, Dr. Kai-Olaf Lang, Forschungsgruppenleiter EU-Integration von der Stiftung für Wissenschaft und Politik und dem Publikum. In ein paar Wochen gibt es erneut eine interessante Veranstaltung: das kostenlose Benefizkonzert „Deutschland für die Ukraine“ findet am 20.November um 19 Uhr in der Hamburger Kammeroper statt.
Wir in Hamburg
Ein weiterer Schritt in Richtung einer friedlichen Streitlösung gab es an diesem Wochenende bei der GDL, denn der Streik der Lokführer wurde vorzeitig am Samstagabend um 18 Uhr beendet. Wir sind dankbar, dass die S-Bahnen nun wieder regelmäßig fahren – und hoffen, dass die Lokführer trotz vorzeitiger Streikbeendigung ihrem Ziel dennoch zeitnah näher kommen. Immerhin wurde bereits in zweiter Instanz im Arbeitsrecht die Verhältnismäßigkeit des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn bestätigt.
Zum Glück gibt es keinen ersthaften Streit zwischen Hamburgern und Berlinern und so bedarf es hier keiner Streitlösung. Unsere Städte sind so unterschiedlich und doch gibt es in beiden so fantastische Aktionen, wie die des vergangenen Samstags: Wer am Morgen eine – ungefragt – BILD-Zeitung in seinem Briefkasten fand, konnte diese am Nachmittag gegen ein Exemplar des Satiremagazins Titanic umtauschen. Wo? Natürlich gegenüber der Roten Flora. Die Aktion wird durchgeführt von der PARTEI frei nach dem Motto: Wohin mit dem Papierproblem? Diese Kritik erinnert uns an ein altbekanntes Problem: Hören wir uns im Bekanntenkreis um: die BILD scheint wirklich niemand zu kaufen, aber die Inhalte jeder zu kennen – in der Tat, hier zeigt sich ein nicht unbedeutender Widerspruch…
Doch nun zu was ganz anderen: Das lange Warten hatte am Samstagabend endlich ein Ende: Helene Fischer kam nach Hamburg! Den ganzen Sommer und Herbst über konnte man sich ihr kaum entziehen: So taufte sie im Hamburger Hafen „Mein Schiff drei“, machte Werbung für ihre eigene Kollektion, besudelte uns wochenlang nach dem WM-Sieg der Fußballer und inszenierte sich unterm Eiskübel. Auch wir haben hier schon öfter über sie geschrieben. In einer dreistündigen Show begeisterte sie nun das Hamburger Publikum mit eigenen und geliehenen Stücken sowie einem Bühnenprogramm, was auch die letzten Sommerliebenden überzeugt haben sollte: Auch die anderen drei Jahreszeiten haben ihre schönen Seiten.
Einen nicht ganz so guten Lauf haben momentan die beiden Hamburger Fußballer. Während sich der FC St. Pauli nach der 0:3 Niederlage gegen Heidenheim konsequent im Tabellenkeller der 2. Liga festsetzt, kann der HSV bei einem Sieg gegen die seit fünf Spieltagen ungeschlagenen Wolfsburger immerhin auf Tabellenplatz 13 klettern. Gleichzeitig winkt aber auch wieder der Tabellenkeller, sollten die Dortmunder ihre Gäste aus Mönchengladbach besiegen und der HSV ohne Punkte nach Hause fahren. Ganz anders die Hamburg Towers: Nach einem guten Saisonstart werden heute die Gäste aus Nürnberg im fertig gestellten Inselpark empfangen. Vor bis zu 3000 Zuschauern soll nach zwei knappen Niederlagen am vergangenen Wochenende wieder ein Sieg her, um sich oben in der Tabelle zu etablieren. Besondere Brisanz erfährt die Partie deshalb, weil beide Mannschaften mit ähnlichen Ambitionen in die Saison gestartet sind: Langfristig wollen beide in der 1. Bundesliga spielen. Wir werden selber vor Ort sein und hier darüber berichten.
Lest also später unseren Spielbericht und genießt nun erstmal den Restsonntag!