Das Reeperbahnfestival ist schon eine seltsame Veranstaltung

Bild: Andreas Grieß
Kunst und Kultur, Musik und Konzerte

Das Reeperbahnfestival ist schon eine seltsame Veranstaltung. Irgendwie ist es das Festivalhighlight in Hamburg – doch gleichzeitig interessiert das Event auch einen Großteil so überhaupt gar nicht. Besonders in diesem Jahr wurde auf Nachwuchskünstler gesetzt. Das ist eine schöne Sache, lockt aber nicht unbedingt jeden in die Clubs, noch dazu mitten in der Woche und zu durchaus hohen Preisen. Auf dieses Problem hatte Kristin bereits in den Konzerttipps hingewiesen.

„Etwas Mainstream darf es also sein“

Das besonders wirre an der Sache: Es gab durchaus Headliner, aber in der Übersicht der Konzerte waren diese zum Teil zuvor nicht zu finden. Clueso gab ein „Geheimkonzert“. Wer das erfuhr, hatte zum Teil dennoch nichts davon, denn für das Konzert war ein Extrabändchen erforderlich. Schön für die, die zum exklusiven Kreis gehörten, andere standen vor dem Grünspan und waren alles andere als begeistert. Ein weiterer Headliner wurde erst nach der Hälfte des Festivals, am Donnerstagabend, bekannt gegeben: die Beatsteaks. Sie spielen am Freitagabend, für alle die mindestens ein Freitags-Bändchen haben.

Ein bisschen Mainstream darf es also sein, aber vorrangig für diejenigen, die auch für die Newcomer kommen würden. So oder ähnlich könnte man das Marketing also zusammen fassen.

„Konferenz, für die ein Extra-Ticket nötig ist“

Und dann gibt es noch die Konferenz. Konferenz? Jawohl! Von der wissen viele überhaupt nichts. Die Konferenz, für die ein Extra-Ticket nötig ist (das sind die Menschen mit Namenschildern um den Hals), bietet so etwas wie das wirtschaftliche und fachliche Drumherum. Abends spielen die Bands, Vormittags treffen sich die Manager und Marketing-Experten und diskutieren über neue Trends, knüpfen zudem Kontakte. Vorbild ist ein wenig das South by Southwest (SXSW) in den USA.

Die Konferenz gibt es noch nicht lange, aber langsam kommt sie in die Gänge: Im aktuellen Jahr gab es viele Journalismus- und Gaming-Themen bei den Veranstaltungen. Vielleicht wurde etwas zu viel Inhalt geboten, einige interessante Veranstaltungen mit zum Teil hochrangigen Vortragenden hatten weniger als zwanzig Zuhörer und oft fanden thematisch naheliegende Themen gleichzeitig statt. Zweiteilen klappt aber auch auf der Reeperbahn nicht.

Wenn das überhaupt reicht, denn neben dem offiziellen Programm gibt es noch jede Menge inoffizielles Programm. Zum Beispiel die Diskussion des DJV mit uns, vor allem aber Promotion-Veranstaltungen von Labels. Das bedeutet vor allem: Viele Gratisgetränke für das Fachpublikum und die Presse – für einige das heimliche Highlight, weshalb Akkreditierungen mitunter heiß begehrt sind. Die Folge: kleinere oder neue Medien bekommen häufig erst gar keine oder sollen ein reguläres Ticket kaufen und dieses umwandeln. Andere kennen jemanden, der jemanden kennt.

Bleibt unterm Strich eine mittlerweile viertägige Veranstaltung mit sehr viel Potential, sowohl für „normale“ Festivalbesucher, als auch für das Fachpublikum. Und doch bleiben beide Seiten irgendwie unter sich und feiern ihr eigenes Reeperbahnfestival.

Über

Andreas kam 2010 zwei Monate für ein Praktikum nach Hamburg. Im Sommer 2012 kehrte er nach abgeschlossenem Studium zurück, um hier als Journalist zu arbeiten. Twitter: @youdazandreasgriess.de Redaktionsleiter von Elbmelancholie

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