Am gestrigen Nachmittag fiel der Startschuss zum traditionsreichen Wutzrock Festival, das zahlreiche Besucher hinaus zum Allermöher Eichbaumsee zog. Bis einschließlich Sonntag können Musikfreunde nationale und internationale Bands auf zwei Bühnen erleben und bei zahlreichen Nebenaktivitäten mitwirken. In den letzten Jahren hat sich dabei insbesondere das Schlafsack-Wetthüpfen zu einer festen Größe gemausert.
Wutzrock – das steht für antifaschistisch, antisexistisch und unkommerziell und ist als lokale Institution bereits seit 1979 nicht mehr aus Hamburgs Veranstaltungskalender wegzudenken. Das Besondere am Wutzrock Festival ist, dass das Festival umsonst ist und sich neben Standmieten und Sponsoren hauptsächlich von dem Verkauf von Getränken und Speisen finanziert.
Eingeläutet wurde das Festival in diesem Jahr durch die Lüneburger Band LOIFIOR, die mit einer Mischung aus deutschen Texten und britischem Charme die Elb-Bühne zum beben brachte. Bei grandiosem Gitarrensound luden sie zum tanzen und feiern ein und machten der musikalischen Richtung Post-Pop alle Ehre. Die fünf Frauen der Hamburger Band The Nostrils haben unterdessen die See-Bühne eingeweiht und frech und fröhlich mit einer Mischung aus Punk, Rock und Hip-Hop das Publikum gerockt.
Zwei Highlights des Abends waren allerdings die beiden Punk-Bands Channel Rats und ZSK. Beide Gruppen haben nach mehrjähriger Pause ein Comeback gewagt und konnten ihre Kritiker überzeugen. Während die alten Hasen der Channel Rats damals wie heute auf harte Riffs setzen und mit ihrer Leidenschaft für Punkrock das Publikum zum Toben brachte, spiegelte das Reunionalbum von ZSK „Herz für die Sache“, das Motto des Wutzrock Festivals, auf besondere Weise wieder. Denn ob ehrenamtlicher Helfer oder Festival-Besucher, Wutzrock steht für einen Haufen buntgemischter Leute, die Spaß haben, friedlich, entspannt und günstig feiern wollen und einfach ein Herz für die Sache haben.
Die rund 15.000 erwarteten Besucher können sich in den nächsten Tagen auf sehr unterschiedliche Musikrichtungen freuen. Ob die Mischung aus Alternative, Funk und Rock des Münchener DJs Breakstuff, der sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, die Leute zum „Abgehen“ zu bringen, Balkanmusik von 20vor8, Indiepop von Meta oder aber die Singer-Songwriter-Combo Gimmick: Das Programm ist bunt und leidenschaftlich und lässt das Herz eines jeden Musikfans höher schlagen.
Das Rahmenprogramm ist ebenso vielfältig und bietet neben besagtem Schlafsack-Wetthüpfen einen Poetry Slam und auch Unterhaltung für die kleinsten Festivalbesucher beim alljährlichen Wutzrock Kinderfest.
Das Festivalgelände zwischen Dove Elbe und Eichbaumsee bietet neben Parkplätzen, Grillplatz und Campingplatz auch direkten Zugang zum Strand und so die Möglichkeit bei einer Runde Schwimmen in der Dove Elbe für die nötige Abkühlung zu sorgen. Auf der Festivalwiese rund um die Bühnen finden Besucher neben Essens- und Getränkeständen auch Klamotten und Accessoires. Wer sich für die politische Ausrichtung des Festivals interessiert, der kann sich zudem rund um das Motto „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“ bei dem ehrenamtlichen Projekt „Kein Bock auf Nazis“ informieren oder aber sich im Polit-Zelt über Themen wie Antifaschismus, Kapitalismuskritik, Feminismus, Tierrechte etc. austauschen.
Während es in Deutschland zahlreiche Kommerz-Festival gibt, ist das Wutzrock Festival in jedem Sinne alternativ und bleibt der Hansestadt als echte Perle hoffentlich noch viele Jahre erhalten.
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