Am kommenden Sonntag ermittelt Til Schweiger das erste Mal als Tatort-Kommissar. Was hat Hamburg von seinem neuen LKA-Beamten Nick Tschiller zu erwarten? Das fragten auch wir uns und haben eine Woche vorher schon einen Blick auf den Streifen geworfen, wobei es für Andreas das zweite Mal war (er schrieb bereits eine Kritik für Meedia). Ihm fiel daher auch auf: Auf dem zweiten Blick gibt es sogar einige kleine Details im Film.
Neben der reinen Frage, wie gut der Film ist und wie gut er unterhält, interessiert uns natürlich vor allem der Hamburg-Aspekt. Wie kommt unsere Stadt weg und ist Schweiger nun einer „von uns“? Sagen wir „Willkommen in Hamburg“, wie der Titel des Films lautet? Oder sagen wir eher „fuck!“, wie es das erste Wort von Schweiger im Film ist?
Sein Charakter Nick Tschiller kommt aus Hessen nach Hamburg, um mehr Zeit mit seiner Tocher (gespielt von Schweigers tatsächlicher Tochter) verbringen zu können. Die kann mit der Stadt aber anfangs nur wenig anfangen, sagt in einer Szene gar „Hamburg ist für’n Arsch!“
Und der Papa? Für den ist Hamburg im ersten Fall nur der neue Arbeitort, an dem er ordentlich aufräumt und mit den bisherigen Regeln bricht. Stichwort: Kiezfrieden. Der Fall könnte also leicht modifiziert auch in jeder anderen deutschen Großstadt spielen. Das tut er aber nicht und das wird auch deutlich: Eine von uns meinte, es sei cool, wenn man merkt, der Film spielt in unserer Stadt. Und so wurde bei uns beim Vorab-Schauen manchmal gerätselt, wo diese oder jene Szene spielt oder welches Hotel gerade Schauplatz ist. Meist konnten wir diese Fragen klären. Viele Hamburger merken zum Beispiel auch, dass das Gebäude der „Staatsanwaltschaft“ in Wahrheit den Spiegel beherbergt. Zuschauer aus dem Rest der Republik werden mindestens die Hochbahn, den Hafen, die Alster und die Elbphilharmonie erkennen.
Aber, auch wenn die Stadt sich dazu anbietet, der Film lässt nicht viel Zeit für Sightseeing. Der Tatort ist noch keine paar Minuten alt, da sind bereits drei Personen erschossen – allesamt vom neuen Kommissar höchstpersönlich. Die weitere Handlung ist schnell erzählt: Neuer Kommissar trifft Ex-Kollegen, der offenbar die Seiten gewechselt hat, jagt diesen im Anschluss und versucht zeitgleich eine widerspenstige Zeugin zu beschützen. Dabei hält er sich nur sehr bedingt an Regeln und muss das sowohl seinen erbosten Vorgesetzten als auch der pubertierenden Tochter erklären.
Obwohl der Film eine recht einfache Handlung hat und das kriminalistische Rätseln auf der Strecke bleibt, empfanden wir den Film als sehr spannend. Der neue Tatort bietet viel Action, immer wieder unterbrochen durch Vater-Tochter Szenen. Das Schauspiel-Talent von Schweigers Film- und Reallife-Tochter überzeugte uns aber nicht. Das tat dafür Fahri Yardim. Er ist für die Lacher ist zuständig und in seiner Rolle als Co-Kommissar Yalcin Gümer sehen wir ihn als eigentlichen Star des Films.
Übrigens: Auch der zweite neue Tatort-Kommissar gibt sein Debüt in einem kurzen Gastauftritt: Wotan Wilke Möhring. Der sagt zu Schweiger, er habe die Szene aufgemischt und den Frieden gestört mit seiner Art, aber eigentlich seien alle neidisch. Er solle durchhalten. Schweigers Antwort: Was das angeht, müsste er sich keine Sorgen machen. Die Szene richtet sich unserer Meinung nach auf der Meta-Ebene auch an die Kritiker.
Den neuen Tatort mit Schweiger – man wird ihn lieben oder hassen. Wir haben uns dafür entschieden, ihn zu lieben. Mit 4 zu 1 Stimmen übrigens. Für einige von uns war es sogar der erste Tatort. Einen „Schweiger-Tatort“ würden sie sich auch ein weiteres Mal geben, obwohl gerade die Mädels bei uns zum Teil den Schauspieler so gar nicht mögen. Aber: Diesem Tatort fehlt die typische Schweiger-Film-Romantik – Til Schweiger steht nicht als romantischer Held, sondern als Actionheld im Mittelpunkt des Geschehens.
Wie sind gespannt, wie der Rest der Stadt den Film findet und hoffen am Sonntag erste Antworten zu erhalten, denn unser Tatort-Location–Check soll natürlich auch weiter gehen. Bleibt für uns nur noch die Frage: Wo schauen wir die Free-TV-Premiere?
Der Til-Schweiger-„Tatort“ „Willkommen in Hamburg“ läuft am kommenden Sonntag (10. März), wie gewohnt um 20.15 Uhr im Ersten